Motorrad

 

Geschrieben für die Facebook-Seite "Motorrad fahrende Frauen" 26.5.2020

 

Ich glaube, ich muß auch mal meine Geschichte erzählen. Vielleicht auch deshalb, damit einige von Euch merken, wie gut sie es haben.

Es freut mich sehr, daß hier so viele junge Frauen sind, die Motorrad fahren. Als ich meine "Pappe" gemacht habe, war ich die erste in der Fahrschule, die als Frau einen EINSER machen wollte. Mein Fahrlehrer war ein sehr rabiater Kerl, der mich zu sich nach Hause bestellt hat und ich mußte ihm in der Garage zeigen, daß ich in der Lage war, die Maschine mit dem Kickstarter zum laufen zu bringen. E-Starter? Daran war zu meiner Zeit noch nicht zu denken! Ein BMW Gespann R69 S war die Fahrschulmaschine.

Ich kannte aber seinen Sohn... der hat mir erzählt, daß der Alte immer einen Gang rein macht, weil er seine Schüler auf die Probe stellen will. Und beim Antreten hat sich schon so mancher Neuling die Kniescheibe vor das Kinn gerammt. Nicht einmal seine eigene Frau hat er den Motorradführerschein machen lassen.

Er hat dann nicht schlecht gekuckt, als ich erstmal den Leerlauf gesucht habe. Immerhin hatte ich den VIERER und fuhr ich schon seit 2 Jahren Moped. Zündap KS50 supersport!

Leerlauf rein, den Kolben mit pumpen ganz nach oben, ein Tritt und die Karre lief. Jetzt hatte er keine Ausrede mehr, er mußte mich schulen.

Das war aber erst der Anfang. Wenn ich den Blinker vergessen habe, hat er mir mit seinen Handschuhen auf den Helm gehauen. Als ich an einer sehr belebten Kreuzung die Karre abgewürgt habe, ist er aus dem Seitenwagen ausgestiegen und hat sich auf den Bürgesteig gestellt um mit Hähme dabei zuzusehen, wie ich das Gespann über die Kreuzung schiebe. So nach dem Motto, " wenn Du Motorrad fahren willst, mußt Du es auch schieben können"! Ich habe stattdessen die Kiste erneut angetreten und bin ohne ihn um den Block gefahren!

Kennt jemand noch das HB Männchen? Genau so hat er getobt, als ich wieder an der Kreuzung war. Er hat mich dann so schnell wie möglich zur Prüfung angemeldet, um mich entweder vorzuführen, oder los zu werden. Nach sechs Stunden hatte ich den grauen Lappen.

Als erstes habe ich mir eine alte DKW gekauft und DA habe ich dann schieben gelernt! Und schrauben! Damals konnte man noch einen Anker selber wickeln und in der Jugendwerkstatt vom ADAC seine Fahrzeuge auch selber reparieren. Heute mit all der Elektronik gar nicht mehr möglich.

Von meinen Ersparnissen habe ich mir dann ein neues Motorrad gekauft. Bei Neckermann! Eine 250 MZ. Westmodell (ich lebte ja in Berlin-West und da wurde sie mit E-Starter und ein bisschen modifiziert über das Kaufhaus und Vertragshändler ausgeliefert). Ich war stolz wie Bolle!

Touren folgten. Mit Zelt, Packtaschen, Tankrucksack und Schlafsack hinten drauf. Jedes Jahr WIMA in allen möglichen Ländern.

Dann folgte eine 500 Laverda! Ich habe sie geliebt und lange gefahren und bin auch mit ihr viel gereist. Bis ich irgendwann auf Kinderwagen umgestiegen bin.

Heute fahre ich nach einer Kawasaki GPz 305, die mir mein GöGa 2006 geschenkt hat, eine Aprilia Pagasus 650. Das wird wohl mein letztes Motorrad sein.