EBER - STEIN - CHEN
17.05.2022 Berlin Geburtstag
Keine 30 m vom Wagen entfernt hat sich jemand gestern Abend zum Schlafen nieder gelegt. Direkt am Kanal. Mit grossen Taschen und Schlafsack. Heute morgen lag der junge Mann immernoch dort. Im Regen! Ich habe ihn angesprochen und ihm Tee angeboten. Er wollte aber nichts. Seine Kleidung dampfte und er versicherte mir aber, dass er ok sei.
Haben wir nicht alle einen guten Grund dankbar zu sein, wenn wir ein Dach über dem Kopf haben und Tee machen können?
Mein Dach hat sogar Räder!
Am Vormittag hat mich eine supernette Beamtin vom Landeskriminalamt angerufen.
Da exibitionistisches und sexualisiertes Verhalten in der Öffentlichkeit hier in Berlin streng geahndet wird, hat sie noch ein paar Fragen. Ich muss gar nicht selber Anzeige gegen den Wiederling stellen, das macht sie. Ich muss nur einen langen Fragebogen ausfüllen und das Foto hinschicken.
Es war ein richtig nettes und auch lustiges Gespräch und wir haben über einige Gemeinsamkeiten herzlich lachen müssen.
Gleich morgens habe ich mich testen lassen, damit ich für die Einladung heute Nachmittag gerüstet bin. Negativ natürlich.
Ich durfte mir sogar aussuchen, ob sie mir ins Hirn sticht oder in den Rachen mit ihrem Stäbchen.
Nachmittags habe ich mich dann aufgebrezelt und zu Fuss den Tiergarten durchquert, während Kalle die Dicke bewacht hat
Schiffahrt auf der Spree stand auf dem Programm. Eine Stadtrundfahrt der besonderen Art, die ich so auch noch nie gemacht habe.
Heute wird Tantchen also 80. Meine Tante Heidi ist 1958 mit grade mal 16 Jahren von der Schule abgegangen um im Haushalt ihres grossen Bruders, meines Vaters, die Kinder zu versorgen. So war das damals. Da war ich vier, mein Bruder zwei Jahre alt.
Meine Mutter verschwand für fast vier Jahre mit Tuberkulose im Krankenhaus.
Tante Heidi ist nur 12 Jahre älter als ich und nennt mich nach wie vor 'Kleene'!
Und das ist gut so!
Sie ist ein grosses Vorbild, was Herzensgüte, Gastfreundschaft, Fürsorge und Zuwendung angeht.
Gefeiert wurde auf einem Schiff mit knallrotem Schaufelrad, das die Spree vom Holsteiner bis hinter die Museumsinsel hinauf fuhr, durch eine Schleuse und wieder zurück.
Wir haben gemütlich gegessen, den Erklärungen gelauscht und hatten sogar richtig Glück mit dem Wetter!
Inzwischen hat auch die nächste und sogar die übernächste Generation das Gratulationsprogramm übernommen und Cousinen und Cousins sind raus aus der Nummer.
Ich bin die Älteste der Nichten und Neffen, hatte aber gar nicht das Gefühl. Schon komisch. Die Kinder der nächsten Generation kenne ich schon nicht mehr.
