Und ich dachte, meine Dicke wäre gross...
Und ich dachte, meine Dicke wäre gross...

Gestern Abend, nach 22 Uhr (ab dann ist parken kostenlos) fuhr die Italienische Camper Mafia auf den Parkplatz. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund quetschten sich alle drei nicht nur zusammen, sondern auch an mich ran. Zwischen deren geöffneter Aufbautür und meinem Wohnzimmerfenster lagen höchstens 10 cm. Na, sowas liebe ich ja! 🤬

Als ich mit Kalle nochmal raus ging, trat ich in eine Pfütze. Der dämliche Camper hatte sein Grauwasser ausgepinkelt! 👹 Das war über den ganzen Parkplatz bis zu mir gelaufen. Und da stand es dann. Besten Dank auch! 

Bei dem brannte auch am frühen Morgen noch diese LED Leuchtröhre und hinter der Karre wurde mit viel Getöse und Geschrei ein Kocher angeschmissen. Ich habe ernsthaft überlegt, mich vom Acker zu machen. Allerdings hat diese geballte Italienische Campingpower auch den Vorteil, dass sich niemand  näher traut.

Der mittlere Wagen ist ein Laika, was mich irgendwie versöhnt hat.

Die Dicke hat nur gelächelt und gedacht: "Halbstarke"! 


Zum Glück war um Mitternacht Ruhe im Karton. 

Heute Morgen bin ich dann zeitig abgedüst. 

Grotte di Castellana
Grotte di Castellana

Ganz in der Nähe habe ich einen kostenlosen Parkplatz gefunden und eine nette Italienische Familie stellte sich auch noch dazu. 

Die Führung ist nicht gerade billig (18 Euro und sogar das Klo kostet 50 Cent), dauert aber gut 2 Stunden und ist sehr interessant. 

Unsere Führerin Danielle ist in Bari geboren und liebt ihren Job. 




Danielle
Danielle

Die Höhlen wurden am 23. Januar 1938 von Franco Anelli entdeckt und von ihm und Vito Matarrese erforscht. Auch vor der Entdeckung war das Loch (der Zugang) in der Erde bekannt, wurde aber nur als Müllhalde verwendet.

Die Menschen hatten Angst vor dem Loch, glaubten an Geister, fürchteten sich vor den Fledermäusen, die bei Dämmerung die Höhle verließen. 


Es gibt zwei verschiedene Führungen, eine führt über etwa einen Kilometer, die andere über 3 Kilometer. Der Besuch beginnt immer in der Grave, einer Höhle mit einer Tiefe von 60 m, einer Breite von 100 m und einer Höhe von 100 m. 

Die erste Höhle, The Grave
Die erste Höhle, The Grave

In der ersten Höhle finden Aufführungen an Wochenenden statt. Der weisse Sack, der vom Loch herab hängt, ist ein Mond, Kulisse für das Spiel. Ein Artist stürzt sich an einem Bunjee Seil in die Tiefe. 

Der zweite Weg führt bis in die weiße Grotte. Die Tropfsteine haben hier die Farbe von Alabaster. Der zweite Weg ist nur einer begrenzten Anzahl von Besuchern zugänglich, da die Höhle keine natürliche Entlüftung hat.


Es geht immer tiefer
Es geht immer tiefer

Man muss wirklich gut aufpassen, der Weg ist rutschig, steil und nass. Zum Glück gibt es Geländer. Kaum zu glauben, dass sich tatsächlich manchmal Leute in Flipp Flops oder High Heels Auf den Weg machen, wie Danielle uns Kopf schüttelnd erzählte.

Nach der ersten Höhle darf nicht mehr fotografiert werden. Auch dürfen die Tropfsteingebilde auf keinen Fall angefasst werden. Die immer vorhandene Fettschicht auf der Haut würde das weitere Wachstum der Formationen verhindern, weil dann das Wasser abgeleitet und die Mineralien mit runter rutschen. Ein Zentimeter Wachstum dauert mindestens 20 Jahre. 

Noch beleuchtet Tageslicht aus der Lochöffnung die Gebilde
Noch beleuchtet Tageslicht aus der Lochöffnung die Gebilde

Die Geschichte der Höhle beginnt in der Oberkreide (vor 90-100 Millionen Jahren), als Apulien von einem alten Meer überflutet und von riesigen Kolonien von Schalentieren und Meerespflanzen bevölkert wurde.  Über Jahrmillionen hinweg waren Generationen dieser Lebensformen aufeinandergefolgt, und ihre entleerten Schalen und Kadaver hatten sich beim Sterben auf dem Meeresboden angesammelt, mit Ablagerung aus Schlamm und Sand.  Mit seinem langsamen, aber stetigen Wachstum verdichtete sich diese Lagerstätte allmählich zu einer mehrere Kilometer dicken Kalksteinschicht.  


Heute wird diese Art von Kalkstein "Kalkstein von Altamura" genannt.  Vor 65 Millionen Jahren hatte die allmähliche Erhebung des Landes durch Tektonenverschiebung die Region an ihre heutige Position gebracht.  

In der entstandenen Kalksteinmasse hatten sich aufgrund ihrer Steifigkeit ausgedehnte Brüche gebildet, die die Masse selbst stark beeinflussten. 

Das in den Boden versickerte Regenwasser hatte dann einen ausgedehnten unterirdischen Grundwasserfluss gebildet, der den Kalkstein auflösen und die Brüche allmählich vergrößern konnte. Die Brüche verbanden sich durch den Zusammenbruch der Felsen untereinander.  So bildeten sie kleine Kanäle, die sich nach und nach in immer breiter werdende Kammern verwandelten. 

An Stellen, an denen sich die Brüche in großer Zahl kreuzten, gab es ausgedehnte und wiederholte Einstürzen. Immer höher brachen Teile zusammen, allmählich die Dicke des Gesteins, das die Höhle vom Außen trennte, so dünn wurde, dass auch das irgendwann einkrachte. 


Der erste Lichtstrahl erreichte das Innere der Höhle! 


Und jetzt wirds speziell, aber nicht weniger spannend. Immer wieder ist im Zusammenhang mit der Landschaftsbeschaffenheit und besonders bei den Höhlen von 'Karst' die Rede und ich habe mich mal ein bisschen informiert. 

Der Text stammt aus der Beschreibung eines Geocaches. 




"Der Begriff Karst bezeichnet die chemische Aktivität des Wassers, insbesondere auf Kalksteinfelsen, sowohl bei der Auflösung als auch bei der Ausfällung. Das Wort leitet sich vom Namen der Region ab, in der dieses Phänomen ursprünglich untersucht wurde, dem Karstplateau.  Es ist eine Kalkstein-Hochebene, die sich vom Nordosten Italiens durch den Südwesten Sloweniens und Istrien erstreckt.

Mit dem Fortschreiten der Untersuchungen zum Karst wurde deutlich, dass dieser Bodentyp eine der interessantesten Landschaften der Erdkruste ist. Die verschiedenen Karstausprägungen unterscheiden sich hauptsächlich durch die Art des Untergrundes, auf dem sie vorkommen. 


In Italien kennen wir vor allem Karstformen aus Kalk- und Dolomitgestein, aber anderswo findet man ihn auch in Sedimentgesteinen aus Salz und Gips. Neuere Studien haben sogar in einigen vulkanischen Gesteinen eine besondere Form der Karstaktivität entdeckt.

Der Karst ist im Allgemeinen in zwei Phasen (auflösend und konstruktiv) unterteilt, die sich ständig abwechseln können, je nachdem, wie sich das Sättigungsgleichgewicht von CO2 in H2O in der grundlegenden reversiblen chemischen Reaktion ändert.

* Die Auflösungsphase wird durch die gleitende Oberfläche oder unterirdischen Niederschlag betrieben, der durch Kohlendioxid in der Atmosphäre sauer gemacht wird


* Die Aufbauphase ist, wenn das mit Calciumhydrogencarbonat angereicherte Grundwasser (bis zur Sättigung) beispielsweise in einer Höhle fließt und es in Form von unlöslichem Calciumcarbonat freisetzt.


Der Karst entsteht hauptsächlich durch die chemische Auflösung von Kalkstein. 


......... 


Die Höhlen sind ohne Zweifel die bekanntesten Formen des unterirdischen Karsts. Bei sehr seltenen und besonderen Erkrankungen können auch andere Mechanismen eine wichtige Rolle spielen. Neben erosiven Formen sind auch Ablagerungen von Karstformen reichlich vorhanden.  Tatsächlich schafft das Rinnsal des Wassers, das die Oberfläche durchdringt, im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende fantastische Kalksteinstrukturen. Die charakteristischsten Formen sind die Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen aus ihrer Vereinigung, die Schilde, die Vorhänge und die verschiedenen Konkretionen, die die Wände der unterirdischen Höhlen schmücken."



Ich kann gar nicht beschreiben, wie beeindruckt ich war. Vielleicht greife ich deshalb auf diese etwas gestelltzten und wissenschaftlichen Texte zurück. Gerne hätte ich noch viel mehr Zeit dort unten verbracht. Durch die Lauferei Treppe rauf und Treppe runter kommt man jedenfalls ordentlich ins Schwitzen. Meine Maske klebte mir im Gesicht, die Brille war ständig beschlagen und mir war heiss. 

Zum Advent und zur Weihnachtszeit hatten sie in einem Höhlenbereich, der Theater genannt wird, eine lebende Krippe organisiert. Sie haben es tatsächlich geschafft, einen Esel hier runter zu bugsieren.

Zu anderen Zeiten finden hier Kinoabende mit Horrorfilmen statt. Wie passend! 😁


Die Alabaster oder Weisse Höhle (Foto aus dem Netz)
Die Alabaster oder Weisse Höhle (Foto aus dem Netz)
Zurück auf die Straße mit ihren Minigrotten.
Zurück auf die Straße mit ihren Minigrotten.

Dieser Ausflug wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Und für mehr war heute weder Zeit noch Platz. Kalle hatte einen chilligen Tag.


Am Nachmittag habe ich mich auf gemacht nach Matera. Etwas mehr als eine Stunde Fahrzeit. Aber super entspannend und gemütlich auf Nebenstrecke durch die Landschaft.

Felder und Gärten, immer mit Steinmauern umgrenzt, die von Hand aufgebaut waren. Die Straßen sind löchrig und nicht wirklich gut, aber immer noch besser als in Griechenland. 

Ich weiss noch nicht so genau, wo mein Bett heute Nacht stehen wird. Im Moment unter Dach in einem Parkhaus mit noch einigen anderen Womos. Aber hier ist es laut, so dicht an der Straße und jedes Gespräch hallt durch die Überdachung. Wir werden sehen.


Also nachdem hier auch noch eine Horde Kids aufgetaucht ist, die das Parkdeck zum Jugendzentrum erklärt haben, bin ich geflüchtet. Jetzt stehe ich auf einem grossen, sehr grossen Parkareal, das ein bisschen schräg ist, aber grün und mit Mülleimer. Es stehen noch zahlreiche andere da, aber schon weit weg. So mag ich das.