Direkt vor der Polizei und hinter dem Gebäude sieht man einen Marmorberg
Direkt vor der Polizei und hinter dem Gebäude sieht man einen Marmorberg

Gestern Abend in Carrara angekommen und mich direkt vor den Zaun zur Polizeiwache gestellt. 

Die Parkplätze sind für PKWs konzipuert, also viel zu kurz für mich, aber das war egal. Habe quer gestanden, weil sowieso alles leer war. Das ist das erste Mal, dass ich auf einem Parkplatz stehe, der sogar etwas über Strassenneveau liegt und eine Bushaltestelle hat. 

Alles Marmor
Alles Marmor

Carrara ist ja DIE Marmorstadt schlechthin. Ihre Blütezeit allerdings längst vorbei. Auf meinem Geocacherundgang kann ich mir ein Bild davon machen. 

Der weisse Marmor wird in den in der Nähe gelegenen Steinbrüche abgebaut, aber die Stadt ist auch für seine Bildhauerakademie bekannt. 

An allen Ecken und Enden trifft man auf den weissen kostbaren Stein. Straßen sind damit gepflastert, Plätze belegt, Hausfassaden verkleidet und Torbögen eingefasst

Es gibt nichts, was es nicht gibt aus dem Stein. Von der kleinsten Murmel bis zur größten Statue oder Blumenkübeln, Sitzbänke, alles aus Marmor. Wobei ich denke, dass in der Stadt eher die "Abfälle" verbaut wurden. Die richtig kostbaren Blöcke sind in alle Welt verkauft worden. Das hat die Region reich gemacht.

Ein offenbar vergänglich Reichtum. Alles wirkt irgendwie morbide, heruntergekommen und vernachlässigt. 

Man beachte den Eber-Stein oben links. 🤣
Man beachte den Eber-Stein oben links. 🤣

Aus Wikipedia: "Carrara-Marmor wird bereits seit Ende der römischen Republik abgebaut. Erst der Renaissance-Bildhauer Michelangelo verschaffte diesem Marmor Berühmtheit. Durch ungünstige wirtschaftliche und politische Verhältnisse sowie durch Kriegseinflüsse blieb die Marmorproduktion in Carrara jahrhundertelang hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Gewinnung der schweren Steinblöcke war bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts überaus mühselig und aufwendig und erst technische Neuerungen, wie die mit Dampf, Dieselkraftstoff und elektrischer Energie angetriebenen Steinbearbeitungsmaschinen, ermöglichten den Abbau in großem Umfang. Dadurch wurde Carrara zum internationalen Zentrum der Marmorbearbeitung. Anfang der 1960er-Jahre gelang es, die Produktion der Nachfrage anzugleichen, als die Steinbrüche in exponierter Lage durch ein Netz von Straßen erschlossen wurden.


Entstanden ist Carrara-Marmor im Tertiär vor 30 Millionen Jahren, weil sich die Kontinentalplatten von Afrika und Europa aufeinander zubewegten und zu den apuanischen Alpen aufwölbten. Dabei wurden die Calcit-Ablagerungen aus abgestorbenen Meeresorganismen unter hohem Druck und sehr hohen Temperaturen zusammengepresst und wandelten sich dadurch zu Marmor.


Neben einer Verwendung für Bildhauerarbeiten und Denkmäler wird Carrara-Marmor heute vor allem als Boden- und Treppenbeläge und Fensterbänke im Innenausbau sowie als Natursteinfliesen in Bädern verbaut. Die Steinbildhauer verwenden wie früher den legendären und teuren Statuario. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 100.000 Tonnen jährlich gewonnen wurden, sind es heute ca. 5 Mio. Tonnen, was Umweltaktivisten stark als Übernutzung kritisieren."

Beschwerlich, aber schonender früher
Beschwerlich, aber schonender früher

Der Hausberg von Carrara sieht furchtbar aus. Der Fluss, der durch den Ort fließt ist nach dem Regen der letzten Nacht wie Milch verfärbt. 

Der Marmorstaub kommt aus den Bergen. Man kann den Abraum deutlich erkennen, der sich die Berge herunter ergießt, während höher die Narben von den rausgeschnittenen Blöcken weithin sichtbar sind.

Ich kehre dem Marmor Mittags den Rücken und mache mich auf, Richtung Padua. 

Über eine wundervolle, kurvenreiche Paßstrasse komme ich heute bis zur Gemeinde Sestri Lavante.



Die Kurven der Paßstrasse zu fahren ist wie Tanzen. Fast im Walzertakt folgt eine auf die andere. Erst hoch, dann wieder runter. 

Mir stockt fast das Herz, als plötzlich von hoch oben das Meer zu sehen ist, in dem sich die Sonne spiegelt. So schön!

Bei Sonnenuntergang stehe ich in einer Sackgasse direkt am Meer. Die Brandung ist laut. Welle um Welle schlägt gegen die Felsen. 

Am Ende der Sackgasse hatte ich einige Mühe zu wenden, aber mit viel Hin und Her geht auch das. 

Der Nachtplatz entschädigt für alle Mühe.