Blick Zurück Und Auf Heute

Jeder Mensch hat Begegnungen mit anderen Menschen, die ihn beeinflussen und ein Leben lang nie vergessen werden.

Ich war nach der Grundschule auf Drängen meiner Eltern aufs Gymnasium gegangen und kläglich gescheitert.

Also musste ich auf die Realschule wechseln.

Dort hatte ich eine Klassenlehrerin, die frisch von der Ausbildung kam und wir waren die erste Klasse, die sie übernommen hat.

Ich nenne sie mal Renate. Sie mag ihren Namen nicht im Netz sehen und das respektiere ich.

Diese Lererin hat so viel frischen Wind in die Klasse gebracht, dass zumindest ich auch heute noch davon profitiere.

Das hatte natürlich was mit ihrer Art die Dinge zu sehen zu tun, aber auch mit ihrem grenzenlosen Vertrauen in uns.

Nie vorher und nie danach bin ich so sehr von einer Bezugsperson aufgefordert worden, eine eigene Meinung zu haben und die auch zu äußern. Mich darin auch nicht bei Widerstand beirren zu lassen, sondern mir selber so zu vertrauen, wie sie mir.

Renate lebt mit ihrem Mann in Schottland.

Als ich 16 Jahre alt war und Renate meine Lehrerin, war der Altersunterschied gravierend.

Heute haben wir beide Kinder und Enkelkinder, sind also Omas und der Altersunterschied spielt überhaupt keine Rolle mehr.

Wie sich die Dinge doch mit der Zeit verschieben!

Wir sitzen zusammen beim Tee mit Apple Pie und reden über alte Zeiten. 

Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre ging es in der Schule noch ganz anders zu. 

Sie wurde vor der ganzen Klasse vom Direktor gerügt, weil sie es wagte, in Hosen zum Unterricht zu erscheinen! Ihre Antwort werde ich nie vergessen!

"Wenn Sie meine Strumpfhosen bezahlen, die ich mir hier an den alten Holztischen kaputtreiße, dann komme ich auch wieder um Rock!"

Unsere Schule war eine alte Fachwerkvilla, mit zahlreichen moderneren Anbauten hinter dem Haus.

Wir waren die erste Nachkriegsgeneration, unsere männlichen Lehrer waren entweder noch sehr jung oder mit Verletzungen und Störungen aus dem Krieg gekommen.

Unser grossartiger Werklehrer hatte den Linken Arm bis kurz vor dem Ellenbogen amputiert und trug, ausser beim Werkunterricht, eine lederne Protese.

Gemeinsam mit Renate hat er sich dafür eingesetzt, dass wir ALLE wählen durften, ob wir Werken oder Handarbeit machen wollten.

Eine Sensation und vorher nie dagewesen, dass Jungen Lust auf Nähen hatten und Mädchen Vogelhäuschen bauten.

Sowas aber auch!

Ich bleibe hier ein paar Tage. Genieße die Gespräche, das Wiesersehen -Renates Lachen ist unverwechselbar- und die Annehmlichkeiten von Landstrom, heisse Dusche ohne Limit, Apple Pie und verwöhnt werden.

Das Fundstück des Tages kann man nicht ablichten.

Es ist die Verbindung, die Menshen schaffen und die nie reissen.