Tschüss 2023

Long Stay Parking
Long Stay Parking

Kleiner Schwatz am frühen Morgen, dann fährt das Paar mit dem Pupertier weiter.

Ich auch.


Habe erst überlegt, ob ich noch eine Nacht bleibe, aber eine innere Stimme hat dauernd gesagt: Los, ans Meer!


Bei Lamberton habe ich die Grenze nach Schottland überschritten. 

Die Dicke kämpft sich tapfer über einen Hügel und voruns liegt das Meer, die Steilküste, die Klippen!


Die Sonne scheint und es ist tolles Wetter. Man sieht zwar überall, dass es viel geregnet und gestürmt hat in den letzten Tagen, aber jetzt ist das Wetter royal! 



Ich lande in Eyemouth, einem kleinen Fischerort direkt an der schottischen Küste.


Die Ursprünge gehen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Fischer und Schmuggler, wie eigentlich immer entlang der Küste, waren hier ansässig.

Bereits unter dem schottischen König Alexander II. besaß Eyemouth im 13. Jahrhundert einige Bedeutung als Hafenort für den schottischen Handel. 


Nach einer englischen Invasion ließ Edward Seymour, 1. Duke of Somerset ein kleines Fort an der nördlichen Hafeneinfahrt errichten.



Eine Kanone aus dem alten Fort und ein Suchbild
Eine Kanone aus dem alten Fort und ein Suchbild

Neben seiner Bedeutung für den Fischhandel war der Hafen von Eyemouth natürlich beliebt bei Schmugglern. 

Das Netz enger Gassen förderte das Entkommen vor den Zöllnern.


1768 wurde der Hafen erweitert und 1964 vertieft.



Meine Aussicht vom Stellplatz auf den Hafen.
Meine Aussicht vom Stellplatz auf den Hafen.

Das 1753 erbaute Gunsgreen House wurde von John Adam – einem der berühmtesten und teuersten Architekten seiner Zeit – für einen Einheimischen namens John Nisbet entworfen. 

Tagsüber war Nisbet ein lokaler Händler, aber nachts war er ein berüchtigter Schmuggler!


Die am Hafen gelegene Villa, Gunsgreen House, wurde im 18. Jahrhundert zu einem Umschlagsplatz für Schmuggelgut.


Inzwischen ist das Haus ein Museum. Leider heute geschlossen.


Woher ich das alles weiss?

Ein Adventurecache klärt auf.


Das Haus wurde speziell an seine „besonderen Anforderungen“ angepasst. Die großen Keller führen direkt zum Meer, um ihre illegalen Überseelieferungen aufzunehmen. 

Waren, wie Brandy und Tabak, wurden von der britischen Regierung hoch besteuert, um Geld für ihre Kriegskasse zu sammeln.


Tee wurde mit 119 % besonders hoch besteuert, und Nisbet verdiente damit den größten Teil seines Geldes. Das Haus war mit einer geheimen „Teerutsche“ hinter den Wänden ausgestattet, in der der lose Tee vor neugierigen Blicken geschützt aufbewahrt wurde.


Letztendlich schien es jedoch so, dass Johns Geschäft durch eine zu häufige Frachtbeschlagnahme scheiterten und er 1789 bankrott ging.


Im Jahr 1998 stand Gunsgreen leer und praktisch verlassen, wurde aber vom Gunsgreen House Trust gerettet, der das Haus restaurierte und konservierte, das nun die Geschichte seiner Geschichte erzählt.


Das Leben des historischen Helden der Stadt, William Spears (1812–1885), wird durch die dramatische Bronzestatue auf dem Eyemouth Market Place gefeiert, wo er den Weg nach Ayton weist, dem Schauplatz seiner friedlichen Demonstration.

Unter großem persönlichen Risiko führte Spears eine Revolte gegen den von der Church of Scotland erhobenen Zehnten auf Fisch an, selbst nach der großen Unruhe von 1843, als die meisten Fischer die etablierte Kirche verließen, um sich anderen Gemeinden anzuschließen.

Als Spears 14 Jahre alt war, ertranken sein Vater und sein Bruder im Meer und er mussten als Versorger für seine Mutter fungieren. 
Er entwickelte sich jedoch zu einem der erfolgreichsten Fischer Schottlands, was ihm den Spitznamen „Der Eisvogel“ einbrachte. 

Spears war ein geborener Anführer, als die örtlichen Fischer begannen, gegen den Zehnten zu rebellieren.

Es war ein 20-jähriger Kampf, bei dem Spears sogar einige Zeit im Gefängnis verbrachte, bevor er von der Bevölkerung vor Ort befreit wurde.
Die Revolte endete mit dem Vorschlag eines Pauschalgeschäfts, das es den Fischern ermöglichen sollte, den Zehnten für 2.000 Pfund aufzukaufen. 

Sie zögerten, aber Spears war dafür, weil er befürchtete, dass am Ende jemand getötet werden würde, wenn der Protest noch länger anhält.

Darüber hinaus fehlten den Häfen staatliche Mittel für Verbesserungen. Nachdem das Bankdarlehen jedoch abbezahlt war, wurden Pläne für Hafenverbesserungen ausgearbeitet. 

Leider ereignete sich sechs Wochen später die große Fischereikatastrophe von 1881. 

Es wird vermutet, dass die Katastrophe nicht eingetreten wäre, wenn diese Verbesserungen früher vorgenommen worden wären. Spears beobachtete die Katastrophe vom Land aus.


Die Witwen und Weisen von Eyemouth
Die Witwen und Weisen von Eyemouth

Am 14. Oktober 1881 verwüstete ein großer Sturm die Ostküste des Vereinigten Königreichs. 


Die kleine Gemeinde in Eyemouth wurde von der angeblich schlimmsten Fischereikatastrophe in der schottischen Geschichte besonders hart getroffen. Fischerboote wurden von dem heftigen Wetter und der stürmischen See überwältigt.


Widows and Bairns ist eine auffallend ergreifende Bronzeskulptur von Jill Watson, die die Tragödie würdigt, die vor Ort als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet wird. 


Winzige Figuren von Frauen und Kindern säumen eine etwa 5,5 m lange Mauer an der Eyemouth-Promenade. 

Das Kunstwerk zeigt die genaue Anzahl der Frauen und Kinder, die die ertrunkenen Männer zurückließen. 

Sie starren voller Angst und Entsetzen auf das Meer hinaus, genau wie die echten Familien damals. 


An diesem schicksalhaften Tag kamen insgesamt 189 Fischer ums Leben. Eigentlich die Männer einer ganzen Generation. Obwohl die meisten aus Eyemouth kamen, gingen auch Männer aus den nahegelegenen St. Abbs, Cove und Burnmouth verloren. In diesen kleinen Fischerdörfern gibt es ähnliche Gedenkskulpturen derselben Künstlerin, die jeweils die Anzahl der Frauen und Kinder darstellen, die die Katastrophe mit gebrochenem Herzen zurückgelassen hat.

Mir begegnen auf dieser Reise offenbar zahlreiche Bildhauerinnen.

Dieses Kunstwerk hat mich durch seine Eindringlichkeit direkt ins Herz getroffen. Die einzelnen Gesichter der handflächengrossen Figuren sind sorgfältig ausgearbeitet und bestechen durch ihre Eindringlichkeit.


Bei genauer Betrachtung sind mir die Tränen gekommen.

Der Schmerz auf ihren Gesichtern ist mein Schmerz.

Ein Adventure Cache schickt mich kreuz und quer durch den Ort, bis hinauf zu dem Kanonen des ehemaligen Forts, wo sich mir ein grandioser Anblick bietet.


Es ist auflaufendes Wasser und die Nordsee klatscht an die Felsen, bricht sich dort und bildet Schaumkronen.


Die schäumende See, die Steilküste und die Sonne geben ein atemberaubendes Bild.


The watch hous
The watch hous

Im Oktober 1849 kam es in Eyemouth zu einem Cholera-Ausbruch, bei dem innerhalb von sechs Wochen 100 Menschen starben und der Friedhof der Stadt überlastet war. Um die Kapazität zu erhöhen, wurde der gesamte Friedhof um fast zwei Meter erhöht. 


Einige der vorhandenen Grabsteine ​​wurden zum Bau der Stützmauer für den höher gelegenen Friedhof verwendet und der Rest wurde für den Bau eines markanten Elements verwendet, das in der Ecke des alten Friedhofs lauert und oft übersehen wird. 

Das Wachhaus.


Das Wachhaus stammt aus dem Jahr 1849, zu einer Zeit, als vor allem in ländlichen Gebieten noch die Angst vor Leichenraub weit verbreitet war. 

Das nur 50 Meilen entfernte Edinburgh war im frühen 19. Jahrhundert ein führendes europäisches Zentrum für anatomische Studien und es gab einen florierenden Markt für Leichen.


Was für eine Vorstellung: im Wachhaus, das aus Grabsteinen erbaut wurde, bei Kerzenschein aufpassen, dass Grabräuber keine Toten klauen.

Die berühmten roten Telefonzellen haben hier eine neue Aufgabe bekommen. 


Auf dem Rückweg zum Parkplatz gehe ich entlang des Hafenbeckens und höre plötzlich aufgeregt Stimmen.

Einr Frau quietscht enthusiastisch und ich forsche nach der Ursachen. 

Es sieht aus, als würde ein Hund im Hafenbecken schwimmen, dich keiner ist beunruhigt.

Alle sind begeistert.

Es ist tatsächlich ein Hund!

Ein Seehund!!


Er streitet sich am gegenüberliegenden Kai mit den Möwen um Brotkrumen, die ihnen die begeisterten Touristen zuwerfen.

Ein Seelöwe! In echt! Ich kriege mich nicht mehr ein.

Der Hund ist ein Seehund
Der Hund ist ein Seehund

Ich parken nochmal um und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit nicht in Fluchtrichtung, sondern so, dass ich gut aus dem 'Wohnzimmerfenster' kucken kann.

Wegen Feuerwerk und so.

Aber darüber werde ich wohl erst morgen berichten.


Fundstück Des Tages

Ich habe einen Penny gefunden.

Er ist von 2011 und die Queen ist drauf. Jetzt ist die Queen ja ein Mann, also eine schöne Erinnerung an Elisabeth II.

Und auf jeden Fall ein Glücksbringer 🍀.