Flugzeuge Und Glocken

Rechts ist die Kirche St. Peter and St. Paul
Rechts ist die Kirche St. Peter and St. Paul




Das Schlafen an der Strasse war überhaupt kein Problem. Gegen Mitternacht war kaum noch Verkehr. Alles ruhig und friedlich.

Hinter mir hat dann sogar noch ein Kastenwagen geparkt, dadurch war ich quasi unsichtbar.

So habe ich es gerne.


Morgens habe ich mich gleich nach dem Kaffee auf die Socken gemacht. Ich hatte mir eine schöne Geocacherunde bei Churchstanton ausgesucht, bei der auch ein Parkplatz vor einer Kirche angegeben war.


Unterwegs habe ich noch Station an einer LPG Tanke gemacht und die Batterien der Sensoren gewechselt, weil mir der geringe Verbrauch merkwürdig vorkam und immer wieder Meldungen aufpoppten, dass die Batterie der einen Flasche mau ist.

Aber siehe da, ich hatte nur 23 Liter auf der Uhr, d.h. eine Flasche leer und die andere grad so angefangen. Bei diesen Temperaturen (tagsüber um die 8 Grad, nachts kein Frost) komme ich also mit einer Flasche 10 bis 14 Tage aus. Gut zu wissen.






Drr Glockenturm bewegt sich im Wind zwischen 3 und 4 Inch
Drr Glockenturm bewegt sich im Wind zwischen 3 und 4 Inch



Die kleine Kirche St. Peter and St. Paul hat reichlich Parkplatz und ich habe mich so hingestellt, dass ich möglichst nicht im Weg bin. Ist sogar einigermaßen gerade.



Die Runde geht um einen alten Fliegerstützpunkt herum.

Die RAF (irgendwas mit Royal Army Flight...) Culmhead base.


Während des WW2 waren hier Spitfires und Hurricanes stationiert. Nach dem Krieg waren es dann RAF Jets Gloster Meteors. 

Man kann das ehemalige Flugfeld, den Tower, verschiedene Gebäude und die Rollbahnen noch ganz gut erkennen. 

Inzwischen ist es teils Farmland oder auch Fläche für Photovoltaikanlagen.









Ursprünglich wurde es 

Church Stanton genannt.

RAF Culmhead wurde als ein drei Startbahnen Kampf Luftwaffen Stützpunkt am 1. August 1941 eröffnet. Später wurde es umbenannt, um Verwechslungen mit Church Fenton in Yorkshire zu vermeiden. 

Man nannte es auch Tricky Warren, vermutlich weil es auf dem Land der Familie gebaut wurde, der die Farm gleichen Namens gehörte. Auch ein paar Farmgebäude wurden damals für militärische Zwecke occupiert.

RAF Culmhead war einer von drei WW2 Luftwafenstützpunkten, die relativ eng beeinander in den wunderschönen Blackdown Hills lagen. Die anderen beiden waren , Upottery(Smeatharpe) und Dunkeswell. 





Der Wald ist so schön. Die Bäume uralt und ursprünglich
Der Wald ist so schön. Die Bäume uralt und ursprünglich




Als erstes war hier eine Notfall-Landebahn, auf der auch 

barrage-balloon wire cutters getestet wurden. 

Als Kampstation für Spitfires und Hurricanes, wurde es erst von Polnischen und später von Tschechischen Fliegern mit Beschlag belegt. Auch Englische Piloten waren hier stationiert.

Die Kampffluzeuge sollten die Bomber schützend, die über den Ärmelkabal flogen und hatten die Aufgabe feindliche Luftangreifer abzuwehren.


Nach dem D-Day 1944 wurde das Gelände nur noch zu Trainingszwecken gebraucht und im August 1946 stillgelegt.






Gefechtsstand
Gefechtsstand




Die Gebäude sind verfallen und die Natur hat sie zurück erobert.

Von einigen stehen nur noch die Geundmauern aus Ziegelsteinen.

Latrinen, Offiziersbüros, Geschützstände (Pillboxen) und Reste von Blechhangars sind zu erkennen.




Mit dem Wetter hatte ich Glück. Nach anfänglichem leichten Sprühregen wurde es gegen Mittag trocken.

Unterwegs habe ich viele Tiere gesehen. Wilde und nicht so wilde. Schweine auf einer Weide, Pferde, Kühe, Schafe, zahlreiche Hühner und Enten, dazu Fasane. Die Fasanenjagd ist am 1.2. beendet worden und die Restbestände kommen jetzt aus ihren Löchern, hat mir jemand erzählt. Eichhörnchen und Karnickel natürlich auch. Und jede Menge Vögel.








Nach 25 Geocaches bin ich wieder bei der Dicken gelandet und kam gerade dazu, wie zwei ältere Herren sich über mein Rollheim unterhielten.

Wir kommen ins Gespräch.


Sie hörten sich meine Reisestory an und zeigten mir den Wasserhahn, an dem ich Kalle die Haxen säubern konnte.


Die Kirchenbänke sind aussergewöhnlich
Die Kirchenbänke sind aussergewöhnlich




Dann durfte ich die Kirche St. Peter und Paul besichtigen.

Sie ist wirklich ein historisches Kleinod. Äusserlich eher einer Burg ähnlich, ist das Innere sorgfältig restauriert worden.

Ian selbst hat vor Jahren in einer alten Scheune die bunten Kirchenfenster wieder entdeckt, die irgendwann entfernt worden waren, weil sie für die damalige Zeit 'zu katholisch' waren.

Vor 30 Jahren wurden sie wieder eingebaut.









Die Kirche wurde im 14. Jahrhundert gebaut, aber die ersten Spuren stammen aus dem 11. Jahrhundert. 

Restaurationsarbeiten fanden das erste Mal 1719 statt und 1830 wurde die Kirche durch einen Anbau im Westen ergänzt.

Die Kirche hat Normannische, Romanesque und Jacobeanische Elemente innen.

Im Inneren sieht man ein vierseitiges Kirchenschiff und eine Kanzel mit Wagendach




Die Kirchenbänke sind in Boxen untergebracht, die an Pferdeboxen erinnern und von hohen Holzpalisaden umgeben sind, mit Tür, so dass man im sitzen den Pfarrer gar nicht mehr sehen kann. 

Und er einen auch nicht! 

Also konnte man gut schlafen, sagt Ian. 😁

Die Glocken von 1660. Sechs Stück. In Waffen des Lichts, von Ken Follett waren es sieben. Aber bestimmt hat es dort genauso ausgesehen.
Die Glocken von 1660. Sechs Stück. In Waffen des Lichts, von Ken Follett waren es sieben. Aber bestimmt hat es dort genauso ausgesehen.




Ian hat mir auf meine Frage hin voller Begeisterung den Turm mit dem Glockengeläut gezeigt und vorgeführt!

Er ist nicht mehr so gut zu Fuss und trägt eine Brille wie Flaschenböden, hat es sich aber nicht nehmen lassen, die enge Turmtreppe und anschliessend die Leiter zu erklimmen, den fest sitzenden Lukendeckel mot einem Balken aufzustossen und hoch zu krabbeln, nur um mir die Glocken zu zeigen.

Die Glocken hängen erst seit 1950 wieder im Turm. Das alte Holzgestell war verrottet und ist damals durch ein Metallgestell ersetzt worden.

Die Glockenseile ruhen in einer Röhre, die beheizt wird, damit die Seile immer schön trocken bleiben.









Dann hat Ian es sich nehmen lassen, extra für mich die kleinste und die grösste Glocke zu läuten!

Was für eine Ehre!

Ich bin immernoch total begeistert von so viel Freundlichkeit und Engagement.


Morgen Mittag ist eine Beerdigung und ich habe versprochen, dann weg zu sein.

Am frühen Morgen wird die Kirche aufgeschlossen und ich werde mein ganzes restliches Bargeld in die Donation-Box stecken. Ist nicht viel, kommt aber von Herzen, schliesslich möchte ich auch für das Wasser zahlen, das ich mir abgezapft habe.


Ein Geschenk überlege ich mir für Ian auch noch.



Fundstück Des Tages

Geocacher verlieren ALLES! Das Paar Handschuhe ist da nicht mal etwas Besonderes.


An Caches habe ich schon Stifte jeder Sorte gefunden. Bleistifte, Kulis, Filzstifte, alle Arten. Dann Pinzetten, Sonnenbrillen, natürlich Mützen (!), Brotboxen, Trinkflaschen, Autoschlüssel, selbst ein GPS Gerät habe ich schon gefunden, ohne das ein Geocacher doch eigentlich hilflos ist. War er auch. Er hat zwar heim gefunden, den Geocache aber nicht mehr, an dem er es liegen gelassen hat. Natürlich habe ich es ihm zurück gegeben.


Ein Wunder, dass noch niemand sein Kind an einem Cache vergessen hat.