Versuchskaninchen Gründen Einen Club

Was für ein Sauwetter! Als ich heute morgen aus dem Wagen gestiegen bin, stand ich erstmal knöcheltief im Modder.


Also das richtige Wetter für einen Museumstag.

East Grinstead hat ein kleines Heimatmuseum, in dem auch die erstaunliche medizinische Geschichtes des Ortes Würdigung findet.

Ich hatte ja gestern schon gesagt, dass hier alle Bomben im 2. Weltkrieg abgeworfen wurden, die man nicht über London losgeworden ist. 

Eine dieser Bomben hat ein voll besetztes Kino getroffen, in dem bei der Nachmittagsvorstellung zahlreiche Kinder umkamem oder schwerste Verletzungen erlitten.

Ausserdem wurden im hiesigen Krankenhaus Piloten aller Nationen  behandelt.

Sie kamen mit Verbrennungen an den Händen und im Gesicht znd waren zum Teil schrecklich entstellt.

Aber offenbar alles Leute, die ihren Humor nicht verloren hatten. 


Bei einem Glas Sherry am Sonntagnachmittag den 20. Juli 1941 schlug eine Gruppe von Fliegern, die sich alle von den Operationen erholten, vor, einen Trinkclub zu gründen.

The Guinea Pig Club

Frei übersetzt würde das 'Der Versuchskaninchen Club' heissen.


Die Mitgliedschaft wäre offen für:


1. Die Meerschweinchen – jedes Mitglied der alliierten Flugbesatzung, das sich im Queen Victoria Hospital mindestens zwei Operationen wegen Verbrennungen oder anderen Unfallverletzungen unterzogen hatte.


2. Die Wissenschaftler – Ärzte, Chirurgen und medizinisches Personal.


3. Die Royal Society for the Prevention of Cruelty to Guinea Pigs – Freunde und Wohltäter, die Gewalt an Meerschweinchens verhindert haben.


Alle Mitglieder mussten einen Jahresbeitrag zahlen. Frauen konnten nicht Mitglied werden, durften aber an einigen besonderen „Damenabenden“ teilnehmen.


Der Verein sollte ursprünglich nach Kriegsende aufgelöst werden, ist aber seit der Feier seines 75-jährigen Bestehens im Jahr 2016 immer stärker geworden.

Im September 1939 veränderte die Ankunft von Archibald McIndoe in East Grinstead die Geschichte der Stadt, ihres Krankenhauses und das Leben derer, die er berührte, für immer.

Jeder einzelne der 649 alliierten Flugbesatzungen, die im Queen Victoria Hospital behandelt wurden, wusste, dass sie „nur ein Versuchskaninchen für den Maestro“ waren. Die bahnbrechende Behandlung von Verbrennungspatienten durch McIndoe und sein Team hat die moderne plastische Chirurgie, wie wir sie heute kennen, begründet. 

McIndoes Interesse an seinen Männern endete nicht mit seinen chirurgischen Eingriffen. Er wusste, wenn die Männer eine Zukunft haben sollten, musste er ihnen auch dabei helfen, ihren Platz in der Welt wiederzugewinnen.


Vor dem Zweiten Weltkrieg starben Patienten an Verbrennungen schnell an einer Kette medizinischer Ereignisse, die schwer zu stoppen waren: massiver Flüssigkeitsverlust und schwerer Schock, gefolgt von Multiorganversagen.


In den späten 1930er Jahren wurde die Schockbehandlung verbessert und die Patienten begannen länger zu überleben.

Dies gab Chirurgen wie McIndoe die Möglichkeit, bestehende Behandlungen zu bewerten und neue, verbesserte Verfahren zu entwickeln.

McIndoe hatte die Tubenstieltechnik von Harold Gillies, einem anderen plastischen Chirurgen, erlernt. Anschließend verfeinerte er das Verfahren zu einer effektiveren Hauttransplantationsmethode für die Gesichts- und Handrekonstruktion.


Als Gillies während des Ersten Weltkriegs Hauttransplantationen durchführte, entdeckte er, dass man durch Abschneiden eines Hautlappens, normalerweise von der Brust oder dem Bein, der zu einem Schlauch zusammengenäht wurde,  es dem Chirurgen ermöglicht, über einen Zeitraum von Wochen ein Ende des Schlauchs abzutrennen und ihn von seiner ursprünglichen Position am Körper entlang bis zur Stelle einer Verbrennungsverletzung zu führen.


Da der Rohrstiel am Körper nach oben bewegt wurde, dauerte es drei Wochen, bis sich die Blutversorgung zwischen den Transplantaten etabliert hatte. Dies bedeutete, dass sich die Flieger daran gewöhnen mussten, sich in ungünstigen Positionen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit zu halten, um die Hautröhre nicht zu beschädigen. Diese hier gezeigten Männer warten alle darauf, dass ihre Stiele von ihren Körpern abgeschnitten und zu neuen Gesichtszügen geformt werden können.


Durch die Herstellung eines Hautschlauchs hielt der Chirurg die Blutversorgung des Gewebes aufrecht und sorgte so dafür, dass es vor der Transplantation lebendig und gesund blieb. Bei der Schlauchkonstruktion wurde das lebende Gewebe im Inneren vor Infektionen geschützt. Röhrenstiele wurden oft verwendet, um die Nasen, Stirn, Lippen und das Kinn des Fliegers nachzubilden.

Heute habe ich die Fähre für Montag gebucht. Eigentlich wollte ich ja durch den Tunnel, aber das war wesentlich teurer, mehr als das Doppelte und das war es mir dann doch nicht wert.


Die Strassen sind durch den Dauerregen an vielen Stellen völlig überflutet. Wälder, Weiden und Felder können einfach kein Wasser mehr aufnehmen. In Sturzbächen läuft es die Strassen runter und sammelt sich an tiefster Stelle.

Die Engländer können keine Gullis. Kaum dass welche in den Ortschaften sind,  auf den Strassen außerorts nun erst recht nicht. 

An den Häusern laufen nicht nur die Regenrinnen kreuz und quer an der Fassade entlang, sie sammeln auch die Abwasser aus Bad- und Küchenwaschbecken ein. Alles fließt auf die Strasse und nicht selten an der Fassade runter.

Susanne musste an ihrem Haus auch extra für aufwändige Drainage sorgen, weil sonst das Strassenwasser durch ihr Haus geschwappt wäre. Jetzt hat sie neben dem Haus einen strömenden Bach mit kleinem Wasserfall, der das Wasser am Haus vorbei leitet.


Fundstück Des Tages

Eigentlich ist das Fundstück Des Tages mein Übernachtungsplatz.

Ich war ja kaum draussen, bei dem Mistwetter und da finde ich auch nix.

Aaaaber, als ich von Susanne weg gefahren bin, habe ich schon gemerkt, dass ich nicht ganz auf dem Posten bin. Vielleicht habe ich ein bisschen Fieber und kriege einen Schnupfen. Keine Ahnung.

Aber diesmal gestaltete sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz als richtig schwierig.  Das hängt sicherlich damit zusammen, dass im Sommer so viele Wohnmobile an der Südküste rumscharwenzeln und auf die Überfahrt mit der Fähre warten. 

Alle Parkplätze sind entweder mit Höhenbeschränkung ausgestattet oder sie sind eingezäunt und haben ein Tor, über das Security mit Argusaugen wacht.

Ich bin jedenfalls hin und her gegurkt und es wurde immer später. Dazu war es dunkel und regnete in Strömen.

Dann habe ich auf einer Tanke, auf der zwei Womos im Eck standen freundlich gefragt, ob sie mir erlauben, mich dazu zu stellen für die Nacht.

Sie hatten dann noch eine viel bessere Idee. Ich stehe jetzt auf einem Parkplatz ums Eck, der zu einem Pub gehört. Pub und Tanke gehören irgendwie zusammen.

Der Tanktyp hat im Pub angerufen und sie vorgewarnt.

Ich habe mich jetzt ins hintersten Eck gequetscht.

Der Kessel für zwei Wärmflasche brummt schon. Ich nehme jetzt zwei Ibos und gehe ins Bett, mich gesund schlafen.