Kalle Bei Den Urururur....ahnen

Meine Rechnung ist aufgegangen. Niemanden hat es gekümmert, dass ich doch 'overnight' da war.

Und alle PKW, die am Abend dort standen, waren am Morgen auch noch da. Also war ich auch nicht die Einzige, die gegen diese Regel verstoßen hat.

Das ist natürlich kein Freibrief, aber im Winter ticken die Uhren anders.

Der See, also Loch Oich, war spiegelglatt, die beiden Boote hatten ihre Motoren abgestellt und der Frühnebel verzog sich gerade.

Zahlreiche Enten und eine ganze Schwanenfamilie, Eltern mit sechs Jungvögeln, zogen ihre Bahn.

Ich habe mich gefreut, dass ich sie so nahe am Ufer fotografieren konnte, bis ich gemerkt habe, dass sie eindeutig auf Frühstück aus waren. 

Da hatte ich leider gar nichts zu bieten.

Was fressen denn Schwäne?

Auch in diesem Land sind die LPG Tankstellen eine Rarität und ich werde immer kribbelig, wenn eine von zwei Flaschen leer ist, obwohl dazu gar kein Anlass besteht.

Inzwischen habe ich auch eine geniale LPG Tankstellen Findungsapp runtergehen, was ich sehr beruhigend finde.

Eine Flasche mit 22 Litern reicht eine Woche. Dabei heize ich durchgehend und habe warmes Wasser,  der Kühlschrank mit Gefriere und der Herd laufen auf Gas.

Ich würde also locker mit zwei Flaschen 14 Tage hinkommen.

Aber sicher ist sicher.

Die Dame an der Tanke füllt auch meinen Teinkwasserkanister.

Ich fahre noch ein Stündchen und biege dann auf einen Parkplatz an einem Friedhof ein.

Jetzt wird erstmal gekocht. Da habe ich richtig Lust drauf.

Der Erstbesitzer der Dicken hat ja einige Gadges eingebaut, die ich ganz klasse finde.

So kann man z.B. an der Tür ein Brett runter klappen und erhält eune grosse zusätzliche Arbeitsfläche. Ist das Brett hoch geklappt, sind Netztaschen darauf angebracht und Haken.

Sehr praktisch.

Natürlich machen Kalle und ich dann einen lange Verdauungsspaziergang und plötzlich wird mit bewusst, dass ich mit einem Westhighland White Terrier in den Westhighlands bin!

Back to the Roots sozusagen.

Also für Kalle natürlich.

Ich google mal so ein bisschen rum und tatsächlich, die ersten Linien der West Highland White Terrier werden der Familie Malcolm in Poltalloch in Argyllshire zugeschrieben. Colonel Edward Donald Malcolm, 16th Lord of Poltalloch, (1837–1930) wird allgemein als Begründer dieser Rasse angesehen und hat ihr auch den Namen „West Highland White Terrier“ gegeben.

Poltalloch ist nur wenige Kilometer von meinem jetzigen Standort entfernt, aber das Herrenhaus der Malcoms existiert nicht mehr.

West Highland White Terrier haben weißes, dichtes, welliges „doppeltes“ Fell, von ihrer Herkunft her wetterfest. 

Deswegen hasst Kalle auch sein Mäntelchen.

Diese Hunde wurden ursprünglich für die Jagd in den Highlands gezüchtet. An ihrem weißen Fell konnte man sie leicht zwischen Felsen und Gestrüpp erkennen. Dazu kam, dass der West Highland White Terrier ein zäher, widerstandsfähiger Terrier war, der ohne viel Angst in einen Fuchs- und Dachsbau hineinfuhr.

Ohne viel Angst?  

Ääääähhh, Kalle ist offensichtlich degeneriert, denn er ist eher ein ängstlicher Hund.

Von ihrer schottischen Heimat her ist die Rasse an raues Wetter gewohnt, in der Sommerhitze können die Hunde Probleme bekommen.

Na, wie gut, dass wir im Winter unterwegs sind!

West Highland White Terriers haaren nicht. Ein ungemeiner Vorteil in einem Wohnmobil.

Allerdings werden sie meist auf eine sehr unpraktische Art getrimmt. 

Der Kopf wie eine Crysantheme, das Rückenhaar rappelkurz und die Bauchhaare lang. 

Also wie ein Wischmopp, nur dass dieser Wischmopp nicht aufnimmt, sondern Dreck in die Bude trägt. 

Kalle lasse ich regelmässig scheren. Alles runter. 

Dann sagen die Kinder immer: Kuck mal, ein Schäfchen!

Das Bergpanorama lockt Paparazzi an, auf der Jagd nach dem ultimativen Foto der untergehenden Sonne auf dem Schnee bedeckten Gipfel.

Ich schwätze mit einem älteren Ehepaar, die ein Grab auf dem angrenzenden Friedhof besucht haben.

Friedhöfe sind ja immer spannend.  Man weiss sofort, welche Familien hier in der Gegend das Sagen haben oder hatten

In Schottland sind es natürlich nicht Familien, sondern Clans.

Mackenzie, Macintyre, Macinnes, MacGillivray, Macmillan....

haben hier ihre Grabstätten, verwittert, voller Moos und ohne Blumen.

Aber auch Jack O'Connor, der nur 15 Jahre alt geworden ist und gern Gitarre spielte, ist hier begraben. Das Grab ist noch nicht alt und viele Blumen liegen darauf.

Ich kucke nach dem Wasserhahn, der leider abgedreht ist.

Auf einem Komposthaufen mache ich allerdings eine Entdeckung.