Alles Käse

Ich bin gestern im Cheddartal gelandet und ich hatte Glück. Wegen Baumfällarbeiten war die Strasse gesperrt, aber erst NACH dem Parkplatz, den ich mir als Übernachtungsplatz auserkoren hatte.

Mag Anne aus dem Verkaufsshop durfte mir natürlich nicht erlauben auf dem Parkplatz zu stehen, aber das hat sie mit einem Augenzwinkern gesagt.  Sie hat einen Wohnwagen und ist sofort in meine Facebookgruppe eingetreten. Leider hatte sie heute frei.

Dafür hatte ein enthusiastischer junger Mann Sienst, der mir eine Karte für alle Sehenswürdigkeiten verkauft hat, die das Tal so hergibt.


Suchbild
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Der Parkplatz war sehr romantisch, mit kleinen Wasserbecken und Wasserfällen. Um den Platz sind kleine Läden gruppiert,  gegenüber sind die Höhlen.

Die Baumfällarbeiten direkt an den Hängen verlangten von den Arbeitern einiges ab. Immerhin konnten sie gemeinsam mit wilden Ziegen kraxeln.

Rechts die Ziege, links der Mann.

Ich habe so viele Fotos gemacht, dass der Text heute wohl etwas zurückstellen muss.

Die Schlucht entstand durch Schmelzwasserüberschwemmungen während der vielen kalten Periglazialperioden der letzten 1,2 Millionen Jahre. Während dieser arktischen Episoden blockierte die Entwicklung von Permafrost die Höhlen mit Eis und gefrorenem Schlamm.

Eine kleine Sentation, auch für die Bauarbeiter, die gestern gerade Feierabend machten, war der aufgehenden Vollmond hinter den Felsen.

Als erstes habe ich die im späten 19. Jahrhundert ausgegrabene Gough-Höhle besichtigt. Sie ist die größte Schauhöhle und gilt weithin als eine der schönsten des Landes. Die Entstehung dieser Höhle begann vor über einer halben Million Jahren, als Flusswasser begann, den Kalkstein aufzulösen. Die so entstandenen kathedralenartigen Höhlen sind mit unglaublichen Felsformationen geschmückt.


Ich hatte einen Audiogide und war fasziniert und begeistert von den hoch aufragenden Kammern der St. Paul’s Cathedral und den hohen Türmen des Solomon’s Temple.

Fans von Tolkiens Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“ werden begeistert sein zu erfahren, dass Tolkien selbst anerkannt hat, dass die Höhlen in der Cheddar-Schlucht die Inspiration für die Festung Helms Klamm, eine befestigte Schlucht in den Weißen Bergen von Mittelerde und der Ort der Schlacht von Hornburg waren, wo das Isengard-Heer von Saruman schließlich von der Armee von Rohan besiegt wurde.

Cheddar ist eng mit dem Namen Cox verknüpft.

Im Jahr 1890 besaßen sowohl George Cox als auch sein Neffe Richard Cox Gough in der Cheddar Gorge jeweils eine Höhle, mit der sie Touristen in Scharen anlockten.

Schon bald sah der jüngere Richard ein, dass seine Höhle mit der seines Onkels nicht konkurrieren konnte. Er fing daher noch im selben Jahr gemeinsam mit seinen Söhnen an, eine neue Höhle zu erschließen. Und traf dabei voll ins Schwarze.

Schon 1892 entdeckten Gough und seine Söhne die erste Höhle, eine Grotte mit gigantischen Ausmaßen von bis zu 100 Meter Deckenhöhe. 600 geladene Gäste erschienen, als der Geschäftsmann hier ein Konzert veranstalten ließ. 


Im Laufe der Jahre erschloss er bei den Ausgrabungen, die bis 1898 andauertenden, den Ort immer weiter, bewegte tausende Tonnen Gestein und stieß auf immer mehr weitverzweigte Höhlenkammern. 

1899 öffnete die Höhle dann final unter dem Namen Gough’s Cave für Besucher.

Diesem Konkurrenzkampf ist eine der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen der Insel zu verdanken. Dabei ging es ursprünglich nur darum, wessen Höhle mehr Besucher anlocken würde. Ein Streit, der mit der Entdeckung menschlicher Abgründe endete.

In der Gough’s Cave wurde 1903 das älteste vollständige menschliche Skelett Britanniens, der etwa 9000 Jahre alte „Cheddar Man“ gefunden. 


Heutige DNA Analysen förderten erstaunliche Tatsachen zu Tage. Der etwa 20 jährige Mann, dessen Skelet damals ausgegraben wurde, muss baue Augen und dunkle Haustfrbe gehabt haben und somit von afrikanischen Zuwanderern abstammen.

Wissenschaftlern ist es sogar gelungen, das Gesicht anhand des Schädels zu rekonstruieren.

Im Jahr 2013 veröffentlichte das Natural History Museum einen Bericht, der ziemlich grausame Beweise für Verstümmelungen und kannibalische Rituale in der Cheddar Gorge and Caves nahelegte. Es wurden prähistorische Überreste mehrerer Individuen (darunter auch Kinder) gefunden, die eindeutige Beweise für rituellen Kannibalismus zeigen, darunter Schädelkappen, die sorgfältig geformt wurden, um Tassen oder Schalen herzustellen.

Die in Gough's Cave gefundenen menschlichen „Schädelbecher“ sind die frühesten direkt datierten Exemplare, die bekannt sind. Sie können diese im Museum of Prehistory in Cheddar Gorge and Cave besichtigen .

Höhlenkunst ist in Großbritannien sehr selten und die Höhlenkunst in Gough's Cave in der Cheddar Gorge ist auf ein kleines Exemplar beschränkt. Die 13.000 Jahre alte Mammutschnitzerei ist erst das zweite Stück repräsentativer Höhlenkunst, das bisher in Großbritannien gefunden wurde.

Eine andere Kunst wird allerdings schon seit langem in der Höhle praktiziert und zwar sehr erfolgreich.

Der erste schriftliche Beleg für die Nennung einer Käsesorte namens „Cheddar“ reicht ins Jahr 1655 zurück.

Joseph Harding (1805–1876), ein Käsehersteller aus Cheddar, Somerset, war einer der Ersten, der die Käseherstellung auf dem Bauernhof standardisierte und der als Vater des Cheddars gilt.

Bei einer konstanten Temperatur von 11 Grad und gleichbleibender Luftfeuchtigkeit werden seit Jahrhunderten die Käseleiber des Cheddar in der Höhle gelagert.

In der ältesten traditionellen Käserei des Ortes kann man dann den wundervollen Käse in verschiedenen Geschmacksrichtungen einkaufen.

Mit schwarzem Pfeffer, mit Chilli oder Kräutern, sechs, acht oder gar zwölf Monate gelagert und gereift, dazu Kräcker oder Blätterteigtaschen und was das Feinschmeckerherz sonst noch begehrt, kann erst gekostet und dann erworben werden.

Ich habe mich jedenfalls eingedeckt.

Die zweite Höhle zeigt das Leben, das die Höhlenbewohner geführt haben müssen.

Das wird auch mit den Exponaten im Geschichtsmuseum belegt.

Muss ein hartes Leben gewesen sein, ein ständiger Kmpf ums Überleben.

Sind ja auch nicht alt geworden, unsere Altvorderen.

Feuer machen mit Feuersteinen und Mammut jagen, sich gegen Wölfe verteidigen und die Jagdbeute verarbeiten, sich warm halten und die Familie füttern. 

Stressiges Leben.

Kalle fand das mit den Wölfen nicht so lustig.

Nicht nur für den Käse und den Tourismus sind die Höhlen auch heute noch von Bedeutung.

In der Gough's Cave in der Cheddar Gorge leben etwa 100 größere und kleinere Hufeisennasen. 

Diese natürlich in Höhlen lebenden Fledermäuse sind im Vereinigten Königreich durch den Wildlife and Countryside Act von 1981 geschützt. Da ihre Zahl rückläufig ist, haben Besucher der Gough's Cave die seltene Gelegenheit, diese Kreaturen in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. 





Fledermaushöhle
Fledermaushöhle

Übrigens hat Richard Cox Gough seinen Onkel mit der Entdeckung des Skelettes von Cheddar-man endgültig besiegt. 

Jedoch konnte er sich an seinem Triumph nicht mehr erfreuen. Im Jahr 1902 verstarb er. 

Seine Frau und sein ältester Sohn führten die Schau-Höhle in seinem Namen weiter. 

Und das äußerst erfolgreich.



Käsesymbole sogar in den Fensterscheiben
Käsesymbole sogar in den Fensterscheiben

Das Mousehole, also das Mauseloch, ist ein Café direkt neben der Cheese Factorie und hier kriege ich endlich mal typisch englische Scones.

Das ist ein Mittelding zwischen Kuchen und Brötchen und wird mit Frischkäse und darauf Marmelade gegessen. Es gibt sie mit und ohne Rosinen.

Ich bin in die Vollen gegangen und habe beides bestellt - allerdings dann nur die Hälfte geschafft (die andere Hälfte mitgenommen). Dazu ein Espresso und ein Kakao mit Sahne und unter der Sahne waren winzige Marshmellows versteckt. 


Zuhause werde ich sie nachbacken.

Fundstück Des Tages

Mein Traumauto!


Echter chinesischer retro Sportwagen in Silber mit rotem Aufdruck auf der Motorhaube.

Flach wie eine Flunder.

😀