Von 1727 Über Bethlehem Und Woodstock In Die Eisenzeit

Gestern habe ich in der Dämmerung den Parkplatz eines Hundeauslaufs -Public Park- als Übernachtungsstätte gewählt, aber wie es halt in England so ist, auch noch das letzte Fleckchen Grasland ist historisch, die unscheinbaren zwei Steine, die irgendwo liegen, waren mal eine stolze Burg. 

Der Public Park war eine ganz besondere Sportstätte. 

Eine Pferderennbahn!


Dazu schreibt der hiesige Geocacher, der mich mit ein paar Döschen überrascht hat:

Die Rennbahn wurde 1727 angelegt und weit über anderthalb Jahrhunderte lang erfreuten sich Pferderennen, wenn auch mit Unterbrechungen, großer Beliebtheit und zogen die Landbevölkerung und die Bauerngemeinschaft aus ganz Südwales an. 

Im Jahr 1744 umfassten die Veranstaltungen auch die alten, aber barbarischen Hahnenkämpfe, bei denen dem Sieger jeder Schlacht ein Geldbeutel von zwei Guineen winkte.


Sieh mal einer an.

Heute wird ihr Fussball und Kricket gespielt und natürlich mit den Hunden.


Meinen inneren Monk muss ich wieder mal bezämen, um nicht alle Aludosen -hauptsächlich Red Bull, dieses wiederliche Gummibärchenwasser mit Aufputschmittel... kotzwürg- einzusammeln, die die Leute in die Büsche schmeißen!


Welsh, die Sprache, in der man Vokale spart und keiner mehr weiss, wie man das ausspricht.
Welsh, die Sprache, in der man Vokale spart und keiner mehr weiss, wie man das ausspricht.

Geocachen macht schlau.


Auf den Luftaufnahmen von Google Earth lassen sich noch einige Spuren der Pferderennbahn  erahnen.



Auf der B4329 von Haverfordwest Richtung Cardigan gib es ein Bethlehem und gleich danach ein Woodstock und kurz vor Cardigan erreicht man die Eisenzeit bei Eglwyswrw (was auch immer das heisst?).

Willkommen in Castell Henllys
Willkommen in Castell Henllys

Castell Henllys ( Walisisch für „Schloss des alten Hofes“) ist eine archäologische Stätte in der Nähe von Nevern im Norden von Pembrokeshire, Wales.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Burganlage aus der Eisenzeit Gegenstand fortlaufender Ausgrabungen, begleitet von einer Übung zur Rekonstruktionsarchäologie, bei der Experimente in der prähistorischen Landwirtschaft durchgeführt werden. Vier Rundhäuser und ein Getreidespeicher wurden auf ihren ursprünglichen Fundamenten aus der Eisenzeit – etwa 2.500 Jahre alt – bisher rekonstruiert – der Wallburg ist der einzige Ort in Großbritannien, an dem dieses wissenschaftliche Rekonstruktionsexperiment jemals durchgeführt wurde. 


Der Standort Castell Henllys umfasst bedeutende Erdarbeiten und Befestigungsanlagen. 

Die Nachbauten dieser Eisenzeit-Siedlung bieten einen schönen Einblick in das Leben im frühen Wales. Die Hütten sind sehr gut rekonstruiert. Vorführungen und Erklärungen erwecken das Dorf zum Leben. Es gibt viele Angebote für Kinder.

Am Eingang der Anlage ist ein Besucherzentrum, in dem es auch Snacks und Getränke gibt.



Im Sommer bietet die Stätte Schulungen für junge Archäologen an und auch als Kulisse für historische Filmpojekte hat das Dorf schon gedient. 


Ein paar Familien lebten hier ungefähr 500 Jahre, bis kurz bevor die Römer sich hier -wie überall- breit gemacht haben.

Es war ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Kaum konnten die Kinder laufen, mussten sie auch schon mit anpacken. Holz sammeln konnten auch die Kleinsten.

Vier von fünf Kindern erreicht nicht das fünfte Lebensjahr.


Die Fähigkeit aus Eisen Werkzeuge und vor allem Waffen herzustellen veränderte das Leben der Urbevölkerung nachhaltig. 

Die meisten Menschen verließen die Gemeinschaft an ihrem Standort nie. 

Reisen gab es nicht. 

Die Leute standen bei Sonnenaufgang auf und gingen bei Sonnenuntergang schlafen.

Nähen, sticken, weben und Wolle, sowie Felle zu verarbeiten waren keine Hobbys so wie heutzutage, sondern eine zwingende Notwendigkeit um für Kleidung und Wärme zu sorgen.

Dabei wurde durchaus auch Wert auf eine ansprechende und schöne Gestaltung gelegt. Verschiedenfarbige Wolle, mit Pflanzen gefärbt, wurde auf primitiven Webstühlen (mit Steingewichten) zu schönen Karostoffen verarbeitet.


Kochhütte - Geschirrregal
Kochhütte - Geschirrregal

Holzschnitzereien, Töpferarbeiten, Eisengiesserei und Schmiede waren nur einige Gewerke, von denen die Menschen Kenntnis besassen und sie auch anwenden.


Ein grosser Kräutergarten zeugt von Fähigkeiten in der Heilkunst und natürlich von Kochkünsten.

Das soziale Leben hatte hohen Stellenwert, Spiele waren bekannt und die einzelnen Familien arbeiteten zusammen.

Es gab eine Handwerkshütte, eine Kochhütte und Gemeinschaftshütten.

Die ganze Familie hat auf engstem Raum in einer Hütte gelebt, meist mehrere Generationen und oft mehr als 10 Personen.

Ein Rätsel bleibt bis heute, warum alle Hütten, bis auf eine, den Eingang auf der Westseite hatten, aus der immer der Wind pfeift.

Handwerkshütte
Handwerkshütte

Natürlich waren die Menschen der Eisenzeit auch noch Sammler und Jäger. Beeren, wilde Äpfel, Kastanien und andere Esswaren bereicherten, neben auf Feldern kultivierten Getreiden und Gemüsen, den Speiseplan.

Ausserdem waren, neben dem erlegten Wild, Schafe und Schweine eine wichtige Nahrungsquelle und wurden in Gehegen und Stallungen gehalten.


Entgegen heutigen Gepflogenheiten wurde damals vom Tier ALLES verwertet. 

Das Fleisch sowieso,  das Fett für Beleuchtung, die Knochen für Küchenutensilien, die Haut zu Leder gegerbt, für Kleidung und Haushaltsartikel.

Warum die Menschen nach ca. 500 Jahren weiter zogen ist unklar. Vielleicht gab es in ihrem Umkreis kein Holz mehr, vielleicht gaben die Böden nichts mehr her. 

Man weiss es nicht.


Holzschnitzereien am Wegesrand
Holzschnitzereien am Wegesrand

Heute bevölkern, besonders an den Wochenenden im Sommer, Eisenzeitintusiasten das Gelände. Sie zeigen, wie damals gelebt wurde, backen und kochen und werkeln mit den Besuchern in originaler, selbst gefertigten Kleidung.


Mir hat ein, etwas schwergewichtiger, junger Mann erzählt, wie es damals so ausgesehen hat. Er war gerade dabei, Feuer zu machen und hat erzählt, dass es sein Hobby ist, an den Wochenenden neugierige Besucher zu beglücken.

Seminartippi
Seminartippi

Der Parkplatz am Infocenter ist für Übernachtungen leider nicht geeignet, aber oberhalb vom Eingangstor - das Nachts geschlossen wird! 😉) - gibt es einen kleineren Busparkplatz vor einem verlassenen Kichlein.

Af dem dazugehörigen Friedhof gibt es sehr alte verwahrloste Grabsteine mit Jahreszahlen, die klar machen,  dass bereits ihm frühen 19ten Jahrhundert hier beerdigt wurde. 

St. Dogmaels, Meline, Pembrokeshire
St. Dogmaels, Meline, Pembrokeshire

Oberhalb von Castell Henllys findet sich ein altes Kirchlein mit Friedhof.

Melines Kirche, die dem obskuren Heiligen Dogmael oder Dogfael gewidmet ist, ist eine Übung in hochviktorianischer Geometrie mit „minimalen überflüssigen Details“. 

Die Kirche wurde 1864 von Robert Jewell Withers erbaut; Withers war ein sehr bekannter, produktiver Architekt.


Der Auftraggeber dieses Neubaus war der gotische Romantiker Sir Thomas Davies Lloyd aus Bronwydd in Ceredigion. 

Melines Kirche ist fast genau so, wie Withers sie hinterlassen hat.


An der Stelle des heutigen Gebäudes befand sich sicherlich eine frühere Kirche. Allerdings sind das Nordportal des Kirchenschiffs zusammen mit dem Spitzbogen und den mit Flechten übersäten grotesken Gesichtern in den Kopfstützen die einzigen Hinweise darauf, dass es sich hier um eine alte Kultstätte handeln könnte.


Der Innenraum ist hell und luftig mit überwiegend Klarglasfenstern. Das Maßwerk der Fenster im Kirchenschiff und im Altarraum erweckt den Eindruck, als sei es durch den Stein gestanzt worden. 

Zu den vielfältigen Mustern gehören ein Bildnis der Dreifaltigkeit und der Stern von Bethlehem in einem bleiernen Spinnennetz aus Fingerkraut und Sternen, aus Kurven und Spitzen, das ein zartes als auch prächtiges Rosettenfenster in der Westwand bildet.


Es gibt nur ein Buntglasfenster: die Lanzette hinter dem Altar, eine Kreuzigung mit den Heiligen Maria und Johannes in leuchtenden Farben von Lavers & Barraud aus dem Jahr 1865.



Tafel am Eingang. Eine jüdische Gemeine atte die Erlaubnis, hier Gottesdienst abzuhalten und aus Dankbarkeit spendeten sie ein Fenster mit einem Davidstern.
Tafel am Eingang. Eine jüdische Gemeine atte die Erlaubnis, hier Gottesdienst abzuhalten und aus Dankbarkeit spendeten sie ein Fenster mit einem Davidstern.

Zur weiteren Ausstattung gehören Kiefernbänke mit geschnitzten Enden, eine Kanzel mit Paneelen, Gestühl, Kommunionsgeländer, Rednerpult und ein Kommunionstisch. Im Altarraum besteht der Aufsatz aus bemaltem Quaderstein mit eingesetzten fünffarbigen Kachelplatten von Minton (hochwertige Fliesen in englischer Tradition seit 150 Jahren). Das achteckige Quader-Taufbecken stammt ebenfalls von Withers. Die Sakristei nördlich des Altarraums enthält einen diagonal angeordneten Kamin.


Ungewöhnlich ist, dass es in der Kirche keine Denkmäler gibt. An den Wänden sind jedoch auch andere interessante Artefakte aus dem Umbau der Kirche zu sehen. Darunter ein Plan der neuen Kirche und eine Tafel, auf der ein Zuschuss von 75 £ vermerkt ist, unter der Bedingung, dass die 77 Sitzplätze kostenlos waren. Auch eine walisische Bibel (1858), ein Book of Common Prayer und eine illustrierte walisische Bibel mit Kommentaren gibt es zu entdecken.

Die Gottesdienste wurden in walisischer Sprache abgehalten.


Heute finden keine mehr statt und die Kirche wird von einem Verein verwaltet, der sich um verlassene Kirchen kümmert.



Die Informationen über den Innenraum sind leider nicht aus eigener Anschauung, weil die Kirche, entgegen der Angaben auf der Homepage, zu war. 

Aber das Netz ist ergiebig. 


Der kleine Parkplatz davor wird mein Übernachtungsplatz. 

Vielleicht ist die Kirche ja morgen offen.

Fundstück Des Tages


Ein Golfball mitten im Wald und weit und breit kein Golfplatz.

Sachen gibt's.