Ein Männlein steht in Danzig ganz still und stumm.

Kein Eisregen, nur alter Schnee
Kein Eisregen, nur alter Schnee

Eigentlich war Eisregen angesagt, aber davon habe ich nichts gemerkt. 

Die Straßen waren frei und wenig Verkehr. 


Wieder auf der Piste erlebe ich eine Überraschung der üblen Art:

Ca 35 km von Danzig entfernt verändert sich die Landschaft rapide. Riesige Löcher rechts und links der Straße, lange Schlangen von Kipplastern und schweres Räumgerät bestimmen die Aussicht und den Verkehr auf der sehr schmalen Straße. 


Offenbar wird hier Sand abgebaut. 

Die Straßen sind voll mit Schlamm, die Bäume komplett verschwunden.


War vorher so wundervolle Natur ist hier komplett alles zerstört, was vermutlich der Bautätigkeit in Danzig geschuldet ist.


Danzig ist Großstadt und wie immer für mich ätzend. Ich kann gut in der Großstadt fahren (mal abgesehen von den elenden Strassenbahnen! 🙄🥴), bin ja in einer gross geworden, aber der Lärm und die Rücksuchtslosigkeit der Leute und die aggressive Fahrweise sind einfach nicht mehr mein Ding. 

Ich orientiere mich wieder an P4n und finde einen Platz, der nur 10 Min. Von der Innenstadt entfernt recht versteckt gegenüber einem Friedhof liegt.

Aus dem Netz:

'In seiner komplexen Stadtgeschichte stand Danzig seit dem Mittelalter unter polnischer, später unter preußischer und deutscher Oberherrschaft, während es bis heute immer auch von den westslawischen Kaschuben als kulturelles Zentrum verstanden wurde. 

Von 1454/66 bis 1793 unterstand Danzig dem König von Polen, jedoch mit erheblicher Autonomie; zu dieser Zeit war Danzig eine der reichsten und größten Städte Polens, bis es im 18. Jahrhundert von Warschau überholt wurde. 

Von 1807 bis 1814 und von 1920 bis 1939 war Danzig mit seinem Umland ein annähernd souveräner Stadtstaat


In der Zwischenkriegszeit, nicht zuletzt wegen seiner an der Grenze zwischen Deutsch- und Polentum verlaufenden Geschichte, wurde Danzig von beiden Staaten beansprucht, was durch seine Lage am sogenannten Polnischen Korridor zu zahlreichen Spannungen führte.


Diese kulminierten 1939 im Angriff Deutschlands auf Polen vor den Stadttoren Danzigs, gefolgt von der Ermordung der polnischen, kaschubischen und jüdischen Bevölkerung durch die Nazis sowie von Flucht und Vertreibung der Mehrheit der deutschstämmigen Bevölkerung im Jahr 1945. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich zudem vertriebene Polen aus Gebieten an, die Polen an die Sowjetunion abtreten musste.


In den 1980er Jahren war Danzig das Zentrum der oppositionellen antikommunistischen Bewegung, die in der Gewerkschaft Solidarność unter der Führung von Lech Wałęsa ihren Mittelpunkt fand. 

Diese spielte eine wichtige Rolle bei der Beendigung der kommunistischen Herrschaft in Polen und beeinflusste den Niedergang der kommunistischen Regime des ganzen Ostblocks bis hin zum Fall der Berliner Mauer und der Auflösung der Sowjetunion.'


Wer erinnert sich nicht an die Bilder aus Danzig, die damals in allen TV Sendern gezeigt wurden. 

Der Arbeiterführer Lech Wales bei Ansprachen an das Volk und bei Aufrufen zu friedlichen Demonstrationen. Damals wurde Geschichte geschrieben und es ist ein merkwürdiges Gefühl das miterlebt zu haben. In meiner Generation fand ja Geschichte, also bedeutsame Geschichte für die Welt, immer in der Vergangenheit statt.

Bei dieser Sache allerdings waren wir dabei, mittenmang sozusagen!

Das können sich meine Kinder kaum vorstellen, welche Stimmung damals herrschte. 

Liebes Schlösser am Gitter der Liebesbrücke und mittendrin ein Geocache
Liebes Schlösser am Gitter der Liebesbrücke und mittendrin ein Geocache

Eigentlich wollte ich das Bernsteinmuseum besuchen, musste das aber auf morgen vertragen, weil ich Kalle mit hatte. Diesmal durfte er nicht mit rein. Warum sie solche Sachen nicht auf die Homepage schreiben, weiß ich auch nicht.


Ich bin ein bisschen gebummelt und habe Weihnachtseinkäufe gemacht.

Dabei habe ich seltsame Kerlchen entdeckt... 

Kleine Männchen überall
Kleine Männchen überall

Die Innenstadt ist weihnachtlich geschmückt und es ist gut zu erkennen, dass Danzig als Metropole nochmal eine ganz andere Nummer ist, als die kleinen Städte, die ich bisher besucht habe.


Fussgängerzone
Fussgängerzone

Aber auch Obdachlos finden sich hier mehr als anderswo. Sie flüchten vor der Kälte in Fussgängerunterführungen und werden dort hoffentlich geduldet.


In Berlin bleiben zu dieser Jahreszeit die U-Bahnhöfe in der Innenstadt nachts geöffnet, weil es in den Jahren vor dieser Maßnahme zu viele Erfrierungstote unter den Obdachlosen gegeben hat.



Kalle vor Kulisse
Kalle vor Kulisse
Der Friedhof gegenüber. Auf fast jedem Grab ein Grablicht.
Der Friedhof gegenüber. Auf fast jedem Grab ein Grablicht.

„Wenn auf jedem Grab, in dem eine Leiche liegt, deren Tötung nicht erkannt worden ist, eine Kerze stehen würde, wären die Friedhöfe in Deutschland hell erleuchtet.“


Der Verfasser dieser Zeilen ist mir leider nicht bekannt, aber natürlich trifft das auf die braven polnischen Katholiken nicht zu. 


Wer mehr über den Hintergrund des Spruch wissen will, lese selber nach:


https://www.kriminalpolizei.de/ausgaben/2004/september/detailansicht-september/artikel/kriminologie-heute.html