Nasses Watt

Über Nacht haben wir uns vermehrt. Im Ford ein Pärchen aus Berlin mit einem süßen Spaniel und ums Eck noch ein Knaus Wohnmobil mit einem älteren Paar. 


Ich stand vor der Entscheidung entweder Museums Tag, weil es regnet, oder Geocachen, weil es trocken ist. 


Ich habe dann Outdoor bevorzugt und bin los. 

Kalle ist vom Wind über die Deichkrone geschubst worden und die Schräge runtergekugelt, der arme Kerl war ganz irritiert. 

Shelter
Shelter

Unterwegs sind mir wieder die tollen Shelter aufgefallen.

Hier vier Stück, die sich für bis zu 28 Personen eignen. Gruppen müssen sich anmelden, Einzelwanderer finden sicherlich auch so Unterschlupf. 

Sogar trockenes Holz ist in dem Unterstand und zu meiner Verblüffung ist genau hier eine neue Bestellung beim Universum in Erfüllung gegangen. 

Gestern Abend habe ich noch gedacht, dass ich mir einen neuen Krimi suchen muss, denn meinen hatte ich schon fast fertig. Abends zum Einschlafen ein paar Seiten mit richtigem Papier in der Hand, finde ich einfach gemütlich. 

Und Zack: auf einer der Pritsche lag ein Krimi! 

Auf Deutsch! 

Danke Universum!

So viele unterschiedliche Grüntöne
So viele unterschiedliche Grüntöne

Die Caches sind langweilig und nicht wirklich eine Herausforderung. 

Alle 160 m ein PETling entweder am Baum und wenn nicht vorhanden, dann am Zaunpfahl. 

Wenn die schöne Gegend nicht wäre, dann wäre das kein großes Vergnügen. 


Von vom Deich aus konnte man die Insel Fanö erahnen. Auf dem Parkplatz am hinterm Deich traf ich meine Mitbewohner der Nacht wieder. 

Alle wollten mit ihren Fahrzeugen auf die Insel rüber, denn genau hier gibt es bei Ebbe einen Fahrweg. 

Kein einfaches Unterfangen, denn man darf nicht vom Weg abkommen oder zur falschen Zeit unterwegs sein. 


Die Insel hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Anfangs handelte es sich bei Fanø um eine Sandbank in der Nordsee, die lange Zeit unbesiedelt war. Im Grundbuch König Waldemars II. ist die Insel 1231 nachweisbar. In der Neuzeit hatten die Bewohner schwer mit Flugsand zu kämpfen. Dies ist einer der Gründe für die Anlage der Klitplantage. Im Jahre 1741 kauften sich die Anwohner der Insel auf einer Auktion in Ribe von der dänischen Krone frei. Die Insel fiel einschließlich der Jagd- und Strandrechte für 6.000 Reichstaler an die Bewohner. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es in den Orten Nordby und Sønderho jeweils einen „königlich privilegierten“ Kro (deutsch: Dorfkrug).


Im 19. Jahrhundert erlebte die Insel eine rasante Entwicklung der Schifffahrt. Im Jahre 1870 besaß die Insel die zweitgrößte Handelsflotte Dänemarks; nur die Flotte von Kopenhagen war bedeutender. Aus dieser Zeit findet man bis heute in Nordby und Sønderho zahlreiche gepflegte Fischerhäuser und Kapitänsvillen. Mit der zunehmenden Versandung des Hafens von Sønderho und dem Bau des Dampfschiffhafens in Esbjerg endete diese Epoche.

Während der deutschen Besatzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg war Fanø Teil des „Atlantikwalls“. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Bunker und andere militärische Befestigungen der deutschen Wehrmacht auf der Insel. Nach dem Krieg wurden sie teilweise vergeblich gesprengt, einige aber noch lange von der dänischen Armee weitergenutzt. Eine Interessengruppe ist derzeit dabei, einige Bunker wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nördlich von Nordby am Ende des Weges Vesternasen gibt es eine ganze Ansammlung von begehbaren Bunkern. Die Bunker an der Südseite der Insel sind ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.


Auch auf dem Festland gibt es noch zahlreiche Bunkeranlagen der deutschen Wehrmacht zu sehen.

Wenn der Begriff 'Deutsche Wertarbeit' eine nagative Auslegung bekommt, dann hier. 

Diese Dinger sind unkaputtbar und werden noch viele Jahrzehnte die Landschaft verschandeln. 

Vielleicht sind sie inzwischen ja auch unter Küstenschutz zu verbuchen, denn nichtmal Sturmfluten kriegen sie klein! 

Betonzoo unterwegs
Betonzoo unterwegs

Schon auf dem Rückweg, bin ich mal wieder total ein geregnet.

Mir ist das Wasser innen in den Hosen die Beine runter gelaufen und hat sich in den Schuhen gesammelt. 

Die Tropfen zeckten im Gesicht und auch Kalle war ganz fertig. 

Ich habe dann den Daumen raus gehalten, sobald ich eine Straße erreicht hatte und ein netter Familienvater mit Kind hat mich und den klatschnassen Kalle zur Dicken zurück gebracht.

Das Wetter beim Universum ändern zu lassen, wäre in meinen Augen vermessen! So wichtig bin ich nicht! 

Aber Rettung zu schicken funktioniert! 

Ach, was war ich froh, eine heisse Dusche, trockene Klamotten und warmen Tee in der Dicken vorzufinden! 


Hab' ichs gut oder hab' ichs gut? 

Nachdem ich gewärmt und gestärkt war, konnte ich mich wieder auf Kultur konzentrieren.

Dachte ich am Morgen noch entweder draussen oder drinnen, war jetzt klar, dass auch beides geht.

Erst draussen, dann drinnen. 

Also Museums Tag. 


Das Wattmuseum schmiegt sich vortrefflich mit seinem Reet gedeckten Dächern in die Landschaft und ist fast unsichtbar. 

Es duckt sich im Wind und läd trotzdem zur Erkundung ein. 


Nun hatte ich ja die Nacht auf dem Parkplatz verbracht, nun konnte ich auch rein gehen. 

Lieber zahle ich Eintritt für Attraktionen, als Gebühren auf einem Campingplatz. 



Ich könnte übrigens den ersten Geocache schon vom Küchenfenster aus sehen. Habe fast drauf gestanden.
Ich könnte übrigens den ersten Geocache schon vom Küchenfenster aus sehen. Habe fast drauf gestanden.

Das Wattenmeer ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Welt.


Eine Landschaft die sich über ca 500 km von der Bucht nördlich von Esbjerg in Dänemark bis nach Den Heldern in den Niederlanden erstreckt. 


An der Oberfläche erscheint das Wattenmeer flach und unfruchtbar, doch darunter verbirgt sich eine wimmelnde Vielfalt an Pflanzen und Tieren. 


Die Gezeiten strömen durch Priele und in bis zu 40 m Tiefe hinein und hinaus. Die Landschaft die wir heute sehen wurden in erster Linie vom Meer geschaffen, doch ist es die Dynamik zwischen Gezeiten, Sturmfluten, Pflanzen, Menschen und Tieren die das Wattenmeer formt.


Zugvögel und heimische Arten nutzen das Wattenmeer als Nahrungsquelle, Rastplatz und Brutraum.


Im Museum gibt es viele interaktive Stationen und anschauliche Darstellungen des Vogelzugs und der Flora und Fauna im Watt.

Auch Scholle und andere Plattfische kann man in einem grossen, flachen Becken streicheln. 

Eine Installation aus Reagänzgläsern zeigt, was es alles im Watt zu finden gibt.

Von den tief liegenden Tonschichten bis zum Wattwurm an der Oberfläche. 

Zahlreiche Sturmfluten habe die Landschaft geprägt.

Die Küstenlinie, so wie sie heute ist, gibt es erst seit dem Mittelalter. 

Vorher haben zahlreiche "Mandränken" tausende von Opfern gefordert. 

Davon zeugen die zahlreichen Fundstücke, die das Watt mit der Zeit wieder hergibt.


"Willst du nicht deichen, musst du weichen."


Nach diesem Motto wurde und wird auch heute noch Küstenschutz betrieben. 


An die verheerende Sturmflut von 1962 kann ich mich noch gut erinnern. 

Ein Freund von mir, der auf Norderney aufgewachsen ist, hat erzählt, dass die Schulkinder zum Sandsäcken füllen abkommandiert worden sind und alle Hebel und jede Hand in Bewegung gesetzt worden ist, um den Deich zu schützen.

Trotzdem kam es zu zahlreichen verhängnisvollen Deich Brüchen und in den Jahren danach wurden die Deiche systematisch verstärkt und erhöht. 

Das ist besonders in heutiger Zeit bitter nötig, weil der Meeresspiegel kontinuierlich steigt. 


Eiersammlung
Eiersammlung

Es gibt weltweit ungefähr 12’000 verschiedene Vogelarten, von rund 8’000 Arten sind Nester und Eier bekannt.

Seit den 1950er Jahren ist das Sammeln von Wildvogeleier in Dänemark verboten. 

Suchbild
Suchbild

Nach der Lehrstunde im Watt bin ich weiter gefahren auf den Campingplatz Vadehavs bei Hoyer.

Hier bin ich für Sylvester mit Freunden verabredet. 

Und wieder stehe ich in einem 'Vorgarten'. Diesmal einer gemieteten Hütte. 

Aber wenn ich mir das Innenleben der Hütte (ohne Bad) so ansehe, dann habe ich es in der Dicken bequemer.

Heute Abend gibt es noch gemeinsames Pizza Essen. 


Der Campingplatz Betreiber ist Ralf, "Der WoMo Koch" (Bei You Tube und FB) 


Ich bin gespannt.