Industrialisierung vs. Romantik

Munkebo von 1959
Munkebo von 1959

Es war ruhig und ungestört auf dem Parkplatz vom Munkebo Miniaturland.

Heute ist der letzte Tag des Jahres, an dem das Miniby offen haben sollte (laut Aushang) und ich war sehr beunruhigt, als um 9 Uhr noch niemand da war. 

Aber gerade als ich der Kontakt Nummer eine SMS geschrieben habe, sind einige Leute auf den Hof gefahren und es wurde geöffnet. 

Das alte Fischerdorf Munkebo
Das alte Fischerdorf Munkebo

Ich konnte zwischen den Häuschen umherwandern und mir ein Bild vom ursprünglichen Häuserbestand dieses Ortes machen. 


Die Modelle sind handgefertigt im Maßstab 1:10 und sehr detailgetreu. Die Schindeln sind wirklich aus Ton, das Reetdach tatsächlich aus Schilf nach alten Vorbildern. 


Munkebo (der Name leitet sich von 'Munkebothae' ab, was soviel wie 'Verkaufsstände der Mönche' bedeutet) war ursprünglich ein typisches dänisches Dorf, das von Bauern und Fischern bewohnt wurde. 


Um 1960 herum hat die Lindøværft eine grosse Werft errichtet und innerhalb weniger Jahre 900 neue Wohnhäuser, ein modernes Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild, Straßen, Schulen und Kindergärten gebaut. 


Und zahlreiche Bauern- und Fischerhäuser dem Erdboden gleich gemacht. 


Die Einwohnerzahl ist von ca. 350 auf über 5000 gestiegen und die Werft avancierte zum größten Arbeitgeber der Gegend. 

Hier wurden die größten Containerschiffe der Welt gebaut. 


Spektakulär ist auch heute noch der riesige Portalkran. 

Der ursprüngliche Kran wurde Ende der 1960er Jahre gebaut und 1999 durch einen Orkan zerstört. 

Ein schlankerer ersetzte ihn. 


Die Werft war zu ihrer Blütezeit eine der wichtigsten Dänemarks. 


2007 wurde die Lindøværft zusammen mit den Arbeiterwohnungen - auch Lindøstadt genannt - zu einem nationalen Industriedenkmal erklärt. 

Die Werft
Die Werft

Im Jahr 1996 gründete sich ein Verein, der das Munkebo von 1959 als Modell errichten wollte, um den jungen Leuten zu zeigen, wie es in ihrer Heimatstadt einmal ausgesehen hat, bevor die Werft das Leben bestimmte.

 

Inzwischen hat der Verein das Leben der Menschen verändert. Es ist weit mehr, als eine Gruppe Rentner, die sich in der Freizeit treffen und an Häuschen rumbasteln. 

Es sind viele junge Leute dazu gekommen, die alle gemeinsam in der Werkstatt arbeiten und auch gemeinsam feiern. 


Der Besuch der Anlage ist kostenlos und der Verein finanziert sich durch Spenden und den Verkauf richtig stabiler, schöner Vogelhäuschen.

Das ist jetzt meins. 

2012 wurde das letzte Schiff ausgeliefert. Das Ende der Werft war gekommen. 


Stattdessen entstand der drittgrößte Hafen und ein Industriegebiet mit mehr als 100 Betrieben und Geschäften. 


Mit der Fischeridylle ist es ein für alle Mal vorbei. Nur noch die kleinen Häuschen in Munkebo Miniby erinnern an alte Zeiten und in Gesprächen mit den Rentnern des Vereins werden Geschichten der einzelnen Häuser an die Jungen weiter gegeben. 

Suchbild am Glisholm See
Suchbild am Glisholm See

Es gibt einen wunderbaren 20 km langen Wanderwege rund um Munkebo, der mir aber für heute dann doch zu viel war. 


Ich bin an einem kleinen See gelandet, der Glisholm Sø. 

Er gehört zu einem weitläufigen Park, in dem immer wieder Kunstwerke auftauchen. 

Pilz - Kunscht
Pilz - Kunscht

Natürlich gibt es hier auch ein paar nette Geocaches, die ich alle gut finden konnte. 


Die Autobahn ist zwar leider in Hörweite, aber das Rauschen wird zur Nachtzeit sicher weniger.



Fur morgen habe ich mir eine Eintrittskarte für das Hans-Christian Andersen Museum online besorgt. 

Ein Must in Dänemark. 

Ich bin gespannt. 


Ein netter Geocache
Ein netter Geocache