Miniatur Wunderland von hinten

Eine kleine Dicke
Eine kleine Dicke

Es war ja schon dunkel, als ich mich gestern in die Reihe der Camper Kollegen eingereiht habe, die bereits in den grossen Parkbuchten der Speicherstadt standen.

Genau am Bootsanleger. 

Das Miniatur Wunderland hat bis weit nach 1:00 Uhr nachts auf. Das bedeutet Lärm, Leute rennen vorbei und es ist Lachen und Reden zu hören. Dazu ein riesiger Bus immer wieder, Lautsprecherdurchsagen und Musik auf den Schiffen. 

Also habe ich noch einen Gang mit Kalle gemacht und habe Geocaches im Dunkeln gesucht, was erstaunlich gut ging. 

Erst danach ist mir eingefallen mich ja vielleicht mal um ein Ticket zu kümmern, wenn ich morgen das Wunderland heimsuchen wollte. 

Zu meinem Entsetzen waren sie ab 7:00 Uhr bereits ausgebucht!

Es ist nur wenige Stunden geschlossen, in denen geputzt werden muss, dann geht der Betrieb von vorne los. 


Nach ein bisschen Hin und her Geklicke habe ich realisiert, dass ich ja inzwischen seit einiger Zeit zu den Senioren gehöre und deshalb den 'Ermässigung' - Button nutzen kann!

Irgendeinen Vorteil muss alt werden ja haben! 🙄


Allerdings gab es meine ermäßigte Eintrittskarte nur in Verbindung mit einer Backstage-Buchung. 

Also zählte ich noch eine Karte für das Südliche Wunderland hintenrum! 

Beginn 9:10 Uhr. 


Ich habe ganz gut geschlafen, auch wenn die Dicke recht schräg stand und Autolärm ringsum schallte. 


Morgens noch schnell eine grosse Runde mit Kallemann bis zur Elb Philharmonie, denn da lag noch ein Cache, dann zum Wunderland.

Hamburg ist schon eine tolle Stadt. Ich war 2014 und 2016 jeweils dort. 



Mir wird der Teppich ausgerollt. Sind übrigens alles Steinchen und sollen darauf verweisen, dass früher hier sehr viel mit Teppichen gehandelt wurde.
Mir wird der Teppich ausgerollt. Sind übrigens alles Steinchen und sollen darauf verweisen, dass früher hier sehr viel mit Teppichen gehandelt wurde.

Unser Gide Jörg, mit Mikrophon ausgestattet und unsere kleine Gruppe mit Ohrstöpseln, ging voran, ins Allerheiligste, wo sonst kein Besucher hin kommt.


Jörg
Jörg

Und hier konnten wir sehen, welches Konzept von den Braun-Zwillingen verfolgt wird. Natürlich sahen wir sehr viel Technik, Kabel, Gerüste die die aufgebauten Landschaften stützen, aber es gab auch immer wieder kleine Einblicke, nette Szenen und hübsche Arrangements, die man nur zu Gesicht bekommt, wenn man hintenrum geht. 

Der Elbtunnel
Der Elbtunnel

Die kleinen Figuren heissen Preiserleins, denn sie stammen von der Firma Preise.

290.000 Stück sind verbaut und immer mal wieder landet ein Preiserleins im Staubsauger. 


Manche werden auch geklaut!
Manche werden auch geklaut!

Staub ist das größte Problem in der weltweit größten Modeleisenbahnanlage.

Die Staubsaugerrohre sind an einer zantralen Anlage angeschlossen, die natürlich einen Preislerlein-Filter hat, aus dem die Figuren wieder herausgefischt werden können.

Es gibt Saugrobotter, die den Boden sauber halten und Staubsauger Züge. 

Die heissen dann Märclean! 



Fahren für saubere Schienen.
Fahren für saubere Schienen.

Inzwischen steuern 52 Komputer die Anlage und den Lockdown haben die Brüder gut genutzt.

Es gab bei den 420 Mitarbeitern zwar Kurzarbeit, aber niemand wurde entlassen. Längst fällige Reparaturen, Umstrukturierungen und Neubauten wurden getätigt und die Zeit ohne Besucher gut genutzt. 

Aber allen sind die Besucher lieber. Es war schon sehr still im Lockdown, meint Jörg. 


Wieder ein Einblick, den von nur von hinten haben kann.
Wieder ein Einblick, den von nur von hinten haben kann.

An manchen Schaulandschaften wurde viele Jahre gebaut, bis endlich alles funktionierte.

Der Flughafen von Knuffingen ist so ein Beispiel. Sechs Jahre lang wurde getüftelt, wie die Starts und Landungen am besten funktionieren könnten. 

Jetzt gibt es unter der Flughafen Anlage zwei Schattenflughäfen, in denen die Flugzeuge gedreht und mit Infrarot gesteuerten Aufzügen hoch und runter bugsiert werden, damit sie an ihren Ausgangspunkt zurück kommen und erneut mit Stangen hoch gehoben werden können, als würden sie wirklich fliegen. 

Der eine Schattenflughafen mit dem Fahrstuhl am Ende.
Der eine Schattenflughafen mit dem Fahrstuhl am Ende.

Wir haben dann gemeinsam unter dem Matterhorn gesessen und uns von Jörg erklären lassen, dass extra ein Deckendurchbruch gemacht werden musste, damit dieser Berg maßstabsgetreu gebaut werden kann.

Das war das Ergebnis zäher Verhandlungen, denn das Miniaturwunderland ist lediglich der größte Mieter des Gebäudes und nicht der Eigentümer. 


Unter dem Matterhorn
Unter dem Matterhorn
Unterkonstruktion vom Matterhorn
Unterkonstruktion vom Matterhorn

Auf 100qm würde die Decke zum nächsten Stockwerk durchbrochen und müsste dann mit Stahlträgern abgestützt werden.

Auf dem oberen Bild ist links von Jörg eine Leiter zu sehen. 

Wenn man die rauf steigt, und das dürften wir, kann man oben eine Wartungsklappe öffnen {oberirdisch ist das der See im Hintergrund des nächsten Bildes} und steckt dann mit dem Oberkörper mitten in der Schweiz und wird von den Besuchern begafft. 

Unter dem blauen Stausee ist die Wartungsklappe
Unter dem blauen Stausee ist die Wartungsklappe

Bisher sind 46 Millionen Euro nur an Material Kosten in diesem Herzens Projekt der Zwillinge Braun verbaut worden.

Zu Recht haben sie zahlreiche Preise eingesammelt und ihren Traum verwirklicht. 

Das Miniaturwunderland ist die am meisten besuchte Attraktion Hamburgs.

Mehr als 20.000.000 Besucher hat diese Modelleisenbahn schon gesehen. 

Die Brücke in den Nachbarspeicher oben bei Tag und bei Nacht und unten der Blick von der Brücke nach beiden Seiten.
Die Brücke in den Nachbarspeicher oben bei Tag und bei Nacht und unten der Blick von der Brücke nach beiden Seiten.

Die neue Brücke über das Fleet verbindet erfolgreich zwei Welten

Nach 14 Jahren war es endlich soweit. Einer der größten Kräne Europas hat eine 25 Meter lange Fußgängerbrücke in 40 Metern Höhe über den Speicher des Miniatur Wunderlandes gehoben. Anschließend wurde sie in rund 16 Metern Höhe an dem gegenüberliegenden Speicher befestigt. Ein spektakuläres Ereignis im Morgengrauen – und der Startschuss in die Zukunft des Wunderlandes.

Ob es klappen würde stand bis kurz vor Beginn nicht fest. 

Es regnete die ganze Nacht und schon bei einer Windstärke mehr wäre der Einseilakt zu gefährlich geworden. Umso erleichterter waren alle, als Kranführer Alexander Lorenz um kurz nach sechs das Startkommando bekam.


Seit mehr als einem Jahrzehnt tüftelten die Brüder gemeinsam mit der HHLA und dem Denkmalschutz an der Zukunftsvision. Die Brücke wird zukünftig den gegenüberliegenden Speicherblock anbinden und somit eine Brücke zwischen dem alten Wunderland und der neuen Welt schlagen. Erste Züge und Besucher können ab 2022 die Brücke überqueren und werden auf der anderen Seite des Fleets auf einem anderen Kontinent landen.


Auf den zusätzlichen 3.000 Quadratmetern werden über die nächsten 10-15 Jahre ganz neue und spektakuläre Abschnitte entstehen. 



Karneval in Rio, direkt unter dem Zuckerhut
Karneval in Rio, direkt unter dem Zuckerhut

Als Erster wird 2022 Südamerika eröffnet. Gemeinsam mit der Familie Martinez bauen unsere Modelbauer direkt in Buenos Aires an einem spektakulären Modell des Andenkontinents mit all seiner Schönheit und seinen verborgenen Schätzen. Als erster Teil wurde Rio bereits fertiggestellt und hat den Atlantik überquert und im neuen Speicher L seine Heimat gefunden.


In den kommenden Monaten wird der gegenüberliegende Speicher noch aufwändig saniert, bevor Südamerika, Asien und Teile Afrikas sich in dem Backsteingemäuer bereit machen können.

Der Vesuv
Der Vesuv

Wir sind auch unter dem Vesuv herumgekrabbelt und Jörg hat erklärt, dass 50.000 LED Lämpchen auf Kautschuk-Schienen für die Lava-Optik sorgen, dass echter Rauch oben raus kommt (der natürlich sofort abgesaugt wird) und das ganze von einem der aufwändigen Komputer der Anlage gesteuert wird. 

Die Ladestationen
Die Ladestationen

Nicht nur Eisenbahnen, sondern auch Autos fahren auf dem Gelände herum. Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass das kleinste bewegliche Auto ein Reisebus ist, weil nur ab dieser Grösse die ganze Technik auf das Chassis des Autos passt.

Kleinere Autos stehen oder sind entsprechend arrangiert. 

Bei den Elektro Fahrzeugen sind die Spiegel abgeknipst und stattdessen Kupferbögen eingesetzt, mit denen sie zwischen zwei Platten geladen werden können. 

Noch bevor ihnen der Saft ausgeht, Kurven sie selbständig zu einer der 35 Ladestationen. 

In der Komputerzentrale
In der Komputerzentrale

Hier werden alle Abläufe überwacht.

An einem durchschnittlichen Tag gibt es zwischen 80 und 100 Unfälle auf der Anlage und da kann es sein, dass einem ein hektischer Mitarbeiter begegnet, der flugs durch eine Tür verschwindet, sich dann im Geheimen auf ein Rollbrett schmeisst und on unten einen entgkeisten Zug wieder auf Spur bringt, ehe größerer materieller Schaden entsteht.

Silvester war die Zahl der Unfälle vierstellige, weil einige Besucher wohl recht unvorsichtig waren. 

Dieser Schriftzug besteht komplett aus Preiserleins
Dieser Schriftzug besteht komplett aus Preiserleins
Jeses Preiserleins sieht anders aus.
Jeses Preiserleins sieht anders aus.

Es gibt so viel zu entdecken. Zahllose winzige Scenen, Figuren, die interagieren und sich zum Teil sogar bewegen, wenn man einen der 250 Knöpfe drückt, schlagen einen in den Bann.

Immer wieder entdeckt man was Neues. 

Mit einer wirklich unglaublichen Detailverliebtheit, Akribie und Sorgfalt, ja, ich würde sogar sagen Liebe, ist die Anlage gestaltet. 

Dabei gibt es auch ganz klare Statements:

Und versteckte Witze, die einige Zeitgenossen gehörig auf die Schippe nehmen. 

Stielaugen vor blanken Busen
Stielaugen vor blanken Busen
Pompeji
Pompeji

Ich durfte sogar Teile meiner Reise im vorherigen Winter nachvollziehen und erneut nicht nur den Vesuv {auf dem ich genau vor einem Jahr war und meinen 3.000 Cache gelogt habe} besuchen, sondern auch mich an meine Eindrücken in Pompeji erinnern. 

Auch die italienische Trulli aus Apulien tauchten wieder auf. En Miniature und vor meinem geistigen Auge real. Mein Besuch bei Ingrid und Götz in ihrem Trulli ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Das war auch Anfang Januar letzten Jahres. 

Ich habe heute viele Fotos gemacht und will sie auch gerne zeigen, um sie für sich wirken zu lassen. 

Imker mit Korbbeute
Imker mit Korbbeute
Auch im Vatikan wird gebohnert.
Auch im Vatikan wird gebohnert.
Ordentlich in die Kurve gelegt
Ordentlich in die Kurve gelegt
Wellness mit Ölmassage
Wellness mit Ölmassage
Alles Käse
Alles Käse
Das etwas andere Selfie
Das etwas andere Selfie

Nach der einstündigen Führung und dreistündigen alleine umherwandern hatte ich den Kopf so voller Eindrücken, dass ich erstmal was essen gegangen bin und dann zurück zur Dicken.


Zum Ausparken habe ich ein australisches Ehepaar gebeten, mir zu helfen, weil ich nach hinten die Straße so gar nicht einsehen konnte.


Wir haben ein bisschen geredet und wie so oft hat mir die Frau erzählt, dass es ihr grosser Traum ist, mal mit einem Wohnmobil los zu fahren, um die Welt zu sehen. 

Just do it, baby. 


Dann hat sie sich SO auf die Straße gestellt! 😂😍😂


Meine australische Schwester regelt für mich den Verkehr.
Meine australische Schwester regelt für mich den Verkehr.

Jetzt stehe ich auf einem grossen Parkplatz von einem Industrie Park {was immer diese Wortschöpfung auch verheimlichen will}, der sich 'Grüner Jäger' nennt.

Sei's drum, hier ist es eben, ruhig und leer. 

Nebenan ist eine Geocacherunde, die ich morgen angehen will, damit Kallinki und ich mal wieder so richtig im Wald laufen.