Auf dem Parkplatz vom Hotel Palma.
Auf dem Parkplatz vom Hotel Palma.

Seit 18 Tagen bin ich jetzt unterwegs. Habe bisher in sieben verschiedenen Ländern übernachtet und nicht ein einziges Mal ein unsicheres Gefühl gehabt. Das nur mal zur Info. Ich vergesse manchmal sogar die Türen zu verschließen.

Ich wache meist sehr früh morgens auf, weil mir heiss ist, egal wie frostig es draussen ist. Heute waren es unter 2 Grad. Innentemperatur 12 Grad (ohne Heizung - ich will Gas sparen). Schlafen gehe ich mit Socken, Mützchen (natürlich 😁) und zwei Wärmflaschen unter zahlreichen Decken und auf Schaffell. Das langt. 

Tirana in der Rushour
Tirana in der Rushour

Heute habe ich gleich mehrere Stossgebete zum Himmel geschickt. Dankbar war ich dafür, dass ich in einer Großstadt Auto fahren gelernt habe. Der Verkehr ist atemberaubend. Ist ja immer erstaunlich, dass nicht noch mehr passiert. Ein Gedränge und Gequetscht, dass es einem den Atem verschlägt. Verkehrsregeln, Fahrtrichtungsanzeiger, durchgezoge Linie, Überholverbot? Was ist das?

Die Dicke ist ein bisschen Respekt einflössend schon von der Größe her und ich habe guten Überblick. Trotzdem kommt von irgendwo ein Moped dahergeschossen mit einer ganzen Familie drauf. Kind vorne, dann Vater und Mutter. So ist meine Familie mit mir um 1956 rum auf einem Roller gefahren. Natürlich alle ohne Helm und mit riesigen Tüten. Nicht nur einmal bin ich heute in die Eisen gestiegen. Als ich das hinter mir hatte, entrang sich ein tiefer Seufzer der Erleichterung meiner Kehle, wie man so schön sagt. 

Leckereien.
Leckereien.

Am Straßenrand kann man seltsame Leckereien erwerben. Ich bin im Zuckerschock. Irgendwas mit Kokos und unmengen Zucker. Nach einer Hälfte von diesen Fladen war ich so satt, dann ich bis zum Abend genug hatte. 

An der Straße stehen immer wieder Leute und warten. Das ist mir schon gestern aufgefallen. Ich habe mich erst gewundert bis ich darauf gekommen bin, dass sie vermutlich private Taxen benutzen, dass heißt sie warten auf eine Mitfahrgelegenheit, aber ohne den Daumen raus zu strecken. 

Haus - Gerüst
Haus - Gerüst

Auch auffällig sind in Albanien die zahlreichen Bauruinen. In allen Stadien des Hausbaus werden die Baustellen aufgelassenen und dem Verfall preisgegeben. Auch die Art zu bauen ist ungewöhnlich.

Erst wird das meist relativ grosse Grundstück mit einer hohen Mauer umgeben, noch mit Zaun oben drauf. Dann wird diese Mauer mit Splierobst oder Weinreben versehen. Dann kommt ein Hausskelett. Mehrere tragende Stützpfeiler mit oben rausragender Armierung, die einen weiteren Aufbau möglich macht.

Dann wird der erste Stock gebaut. Das Erdgeschoss bleibt im Rohbau, wird als Trockenraum für Holz, als Garage oder Abstellmöglichkeit genutzt. Die Treppen haben oft noch keine Geländer, die Balkone keine Absturzsicherung. Erst viel später, vielleicht auch mit dem Anwachsen der Familie kommt ein Stockwerk oben drauf oder wird das Erdgeschoss bewohnbar gemacht. 

Halbfertiger Neubau aber bewohnt.
Halbfertiger Neubau aber bewohnt.

Die letzten Kilometer in Albanien bieten nochmal ein sehr ländliches, fast ärmliches Bild. Viele Männer auf der Straße, die durch ein Bergdorf nach dem anderen führt. Eselskarren und Pferdefuhrwerke überall. Obst- und Gemüsestände an den Strassenrändern. Äpfel, Zwiebeln, Paprika und Chilli. Walnüsse, Maronen und Backwaren werden angeboten. Es duftet.

Schafe, Ziegen, Kühe und Hühner laufen frei auf der Straße rum, von den zahlreichen wilden Hunden, die in ganzen Rudeln auftauchen ganz zu schweigen.


Die Straße ist schmal und schlecht. Zentimetertiefe Löcher überall. Aber wenig Verkehr. Auf den Bergen liegt Schnee und in den höheren Regionen muss es in der Nacht heftig geschneit haben. Am Straßenrand liegen Schneehäufchen. Ich habe nachts nur Regen gehört. Fahre aber den ganzen Tag in strahlendem Sonnenschein. Tut der Solarbatterie gut. 


Immer mal wieder sind an den Strassenrändern auch eingewachsene Bunker zu sehen. In allen Größen. Zeugnis der jüngeren Geschichte des konfliktreichen Landes. 

Schneebedeckte Berge bilden den ganzen Tag meinen Hintergrund
Schneebedeckte Berge bilden den ganzen Tag meinen Hintergrund
Grandiose Aussichten
Grandiose Aussichten

Die Albanisch - Griechische Grenze war dann eine ganz neue Herausforderung. Die ersten Kontrollen bei der Ausreise waren gar kein Problem. Das Grenzgebäude ist marode und heruntergekommen, die Dachrinnen sind löchrig und die Beamten werden geduscht, weil der Schnee auf dem Dach in der Sonne schmilzt. Das hebt nicht ihre Laune. 

Der Zoll auf griechischer Seite hat die Dicke begutachtet, sich davon überzeugt, dass Kalle nicht gefährlich ist und dann einen Drogenhund geholt. Der hat alle Kästen abgeschnüffelt und Kalle keines Blickes gewürdigt, was ihn sehr irritiert hat. Hat natürlich nichts gefunden. 

Dann Kontrolle der Polizei und da gings los: ob ich kein PLF hätte? Ich müsse mir das besorgen über Internet. Dann ausdrucken und mitbringen. Äähh, was für'n Ding?

Es hat eine Weile gebraucht, bis mir jemand auf englisch erklären konnte, dass es sich um ein Passenger Locator Form handelt. Ein PLF eben. Wofür auch immer. 

Noch länger hat es gedauert, bis ich erklärt habe, dass ich kein Internet, geschweige denn einen Drucker habe, um so einen Schein zu besorgen. 

So haben sie mich tatsächlich auf die Albanische Seite zurück geschickt und alles begann von vorne. Mir haben sie gesagt, ich soll unbedingt MIT dem Fahrzeug zurück gehen und dort haben sie mich gefragt, warum ich nicht OHNE gekommen bin, weil doch sowieso kein Platz zum parken wäre. Also nach langem Hin und Her habe ich endlich jemanden gefunden, der mir diesen Schein ausstellt. Das hat gedauert... Und 10 Euro gekostet... ohne Quittung in bar versteht sich. 😜🙄

Dann den Grenzübergang wieder von vorne. Nur der Hundeführer hat mich wieder erkannt und abgewunken! Das Ganze hat gute zwei Stunden gedauert!

Was für ein Theater!

Aber endlich war ich wieder in einem EU-Land. 

Bienenkästen ohne Ende. Rechts davon noch einmal so viele.
Bienenkästen ohne Ende. Rechts davon noch einmal so viele.

Griechenland empfing mich mit deutlich besseren Straßen und weniger Müll an den Strassenrändern.

Der Sprit kostet 143 Cent der Liter.

Kommt mir das nur so vor oder sind auch die Leute besser drauf? Jetzt kriege ich jedenfalls meist ein Lächeln zurück und die Menschen kucken irgendwie nicht so finster. 

Es ist wenig Verkehr und die Straße schlängelt sich durch die Berge. 

An einer Taverne bleibe ich. Der Kaffee ist exelent und der überbackene Feta mit Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Tomaten ein Gedicht. Ich bin ja alleine im Wagen. Ausser Kalle natürlich, aber der pupst auch. 😂

Mein Handy tut auch wieder, was es soll und ich plane meine Überfahrt mit der Fähre nach Kreta. 





Mein Adventskalender
Mein Adventskalender

Heute beginnt für mich der Advent. Schließlich ist mein Geburtstag ja vorbei. Ich habe mir einen Teeadventskalender geschenkt. Mit dem ersten Beutel lasse ich jetzt mal den Tag ausklingen.