Alles leer. Nur die Dicke zeigt Präsenz
Alles leer. Nur die Dicke zeigt Präsenz

Seit ich diesen Blog schreibe, habe ich mich vor einem Tag wie heute immer gefürchtet. 

Das Besondere an einem Tag wie heute ist, dass er nichts Besonderes hat. 

Das liegt nicht unbedingt daran dass ich so spektakuläre Ansprüche habe. Es hat vielmehr damit zu tun, dass ich warten muss. Nicht gerade eine meiner hervorragenden Eigenschaften. 

Ich warte auf die Reifen für die Dicke, die hängen mit irgendeiner Spedition irgendwo fest. Nichts Genaues weiß man nicht. 

Es hat ja am Wochenende Streiks der Mitarbeiter der Fährschiffe gegeben und das bedeutet natürlich dass auch Waren, Speditionen und LKWs auf dem Festland hängengeblieben sind und längst nicht in time bei den Einzelhandelsunternehmen hier auf Kreta eintreffen, wie es gewünscht wäre. 

Jedenfalls sind meine Reifen noch nicht da. Und die ganze schwäbische Community, die sich hier zufälligerweise eingefunden hatte, immerhin drei Fahrzeuge, ausser meinem, mit je zwei Personen, ist heute abgereist.

Eigentlich wollte ich heute ja auch weiterfahren .

Also habe ich zusammengepackt, nichts Böses ahnend, bis dann die Nachricht kam, dass die Reifen auch heute Nachmittag noch nicht da sind.

Wasser fassen, Abwasch machen, Pippibox ausleeren, Markise hochleiern, Gartenstühle und Tisch verstauen, die Spuren unseres Gelages gestern beseitigen. 

Die Freunde aus Aalen helfen mir noch das schwere E-bike auf den Halter zu wuchten, bevor sie sich aus dem Staub machen. Mehr gibt es nicht zu tun. 


Ausserdem habe ich noch Steine zum bemalen oder bekleben gesucht, Mittagsschläfchen gemacht, mit Kalle an den Strand gegangen und dann überlegt, was ich mir zu essen mache. 


Nichts tun kenne ich irgendwie nicht. Und Langeweile schon gar nicht. 


Als es nichts mehr mit den Händen zu tun gab, habe ich mal meinen Kopf arbeiten lassen. Es ist doch wirklich egal, ob ich heute oder morgen oder nächste Woche weiter fahre. Es geht mir gut. Es mangelt mir an gar nichts. Ich habe allen Grund, dankbar zu sein. 

Es ist doch ein absolutes Privileg, nicht zeitlich gebunden zu sein. Kein 24/7, niemandem Rechenschaft schuldig, keine wirklichen Sorgen. 


Ich habe Hunger. 

Essen ist der Sex des Alters. 

Als ich das einer 74 jährigen Freundin gegenüber erwähnt habe, dass sexuell ja nichts mehr läuft, fragte sie nur: 'Wer sagt das denn?' 

Ok. Da hat sich für mich ein neues Rollenmodel aufgetan. Sie hat im reiferen Alter noch einen Gefährten gefunden. Lucky she. Im Moment bin ich gerne Single, bin das ja auch noch nicht lange, aber ob ich das mein restliches Leben lang bleiben will? 

Gut aussehende Männer (und Frauen), die auch noch handwerklich begabt sind und auf mich alte Schachtel stehen, gibt es nicht wirklich viele... Und je älter ich werde, desto weniger kompromissbereit bin ich. 


Jetzt koch ich mir Spaghetti und esse die mit Streukäse und Barbecuesauce direkt aus dem Topf. Kuckt ja keiner zu. Bon Appetit! 😜

(Eiscreme ist auch noch da!) 

Spaghettisex
Spaghettisex