Der Parkplatz war nicht wirklich eben. Ich stand ein bisschen schräg und bin nachts immer ans Fussende vom Bett gerutscht, was ich sonst nie erreiche. Bin ja nicht wirklich gross. Aber das ist nicht schlimm und stört mich nicht.
In einem Wohnmobil ist man wesentlich enger mit der Natur und der Umwelt verbunden, als in einem normalen Haus. Der Regen oder sogar Hagel kann so laut prasseln, dass man sein eigenes Wort im Innern nicht mehr verstehen kann. (Habe ich das nicht schon mal irgendwo geschrieben?)
Es gibt auch noch andere Merkwürdigkeiten, die man aus einem Haus nicht kennt. Wenn man zum Beispiel plötzlich ein Geräusch hört, als würde etwas aufs Dach fallen, ohne dass man unter einem Baum steht. Und wenn sich dann noch irgendwie ein kleines Getrappel anschließt, dann wird es ganz besonders suspekt. Als ich das festgestellt habe und rausgegangen bin, habe ich gesehen wie eine Elster auf meinem Dach rumspazierte. Und jetzt hatte ich sie gestört. Tsss Tsss Tsss.
Matera gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Die erste Besiedlung stammt noch aus der Steinzeit. War ja auch klar, denn die Grundbedingungen waren ideal. Es gab einen Fluss mit genug sauberem Wasser, das Land war fruchtbar und das Baumaterial war leicht zu bearbeiten.
Neben- und übereinander entstand so im Laufe der Jahrtausende eine Höhlenstadt in den Felsen, ein verschachteltes Netzwerk aus Höhlenwohnungen, engen Gassen und kleinen Plätzen, dazwischen Felsenkirchen, das zusammen ein großes architektonisches Kunstwerk ergibt.
Heute sind die Höhlenwohnungen, die "Sassi von Matera" als Teil des Unesco Welterbes der Menschheit weltweit bekannt und stehen unter Denkmalschutz.
Napoleon erliess 1806 ein Dekret, dass
die Bauern, die das Land bearbeiteten, nicht mehr auf diesem mit ihren Familien wohnen durften und mussten sich daher in Matera eine Unterkunft suchen. Der massive Zuzug nach Matera führte zu einer Verknappung des Wohnraumes. So wurden Felshöhlen, die bis dahin als Lager oder Weinkeller dienten, als Unterkünfte für die Familien der Bauern und Landarbeiter ausgebaut. Die hygienischen und Lebensbedingungen in diesen Grotten waren wesentlich schlechter als in den bis dahin bewohnten Grotten, die ja als Häuser ausgebaut worden waren.
Wer davon eine sehr eindringliche Schilderung lesen will, kaufe sich das Buch: Christus kam nur bis Eboli von Carlo Levi
Das war damals eine weit verbreitete Redewendung, in der deutlich wurde, dass nach Eboli die Menschen vergessen worden sind.
Eine weitere Maßnahme Napoleons war die Verlagerung der Regionalhauptstadt der Basilikata von Matera nach Potenza, was zur Umsiedlung des Regierungssitzes sowie der Universität führte und damit zur Verarmung von Matera.
Matera hatte ein perfektes Lagersystem in den Grotten eingerichtet. Die Bürger lagerten in guten Zeiten Vorräte an Getreide, Hülsenfrüchten, Wein und Olivenöl in großen Mengen an und konnten dies über eine lange Zeit lagern und so stets hohe Preise für ihre Produkte erzielen.
Die Globalisierung des Handels durch die Einführung der Eisenbahn machte das perfekte Lagersystem in den Grotten überflüssig.
Die Räumung der Sassi von Matera
Das einschneidende Ereignis wurde jedoch durch ein literarisches Werk ausgelöst. Im Buch "Christus kam nur bis Eboli" (1944) beschrieb Carlo Levis die hygienischen Zustände in Matera als katastrophal, teilweise schlimmer, als sie tatsächlich waren.
Besonders schlimm stand es um die Kinder, die häufig verläßt waren, die Krätze hatten und unterernärt waren.
Da das Vieh mit in den Räumen lebte muss es unerträglich gestunken haben.
Das führte in der jungen italienischen Republik zu einem Aufschrei im ganzen Land und man schämte sich in ganz Italien für die Zustände, unter denen Menschen noch lebten.
Es gab ein ausgeklügeltes Wassersystem. Regenwasser wurde und wird auch heute noch durch komplizierte Leitungssysteme in Zysternen gesammelt, um für die heiße und trocken Jahreszeit zur Verfügung zu stehen.
Diese Wassersystem kolabierte allerdings, nach dem Dekret von Napoleon.
Das hygienische Problem war erst dadurch entstanden, dass die hohe Bevölkerungsdichte das Abwassersystem völlig überlastet.
Das Abwasser wurde nicht mehr genügend abtransportiert.
Dadurch wurde auch das Wassersystem durch Ungeziefer verschmutzt. Das führte in Matera zu Malaria und anderen Krankheiten, wodurch die Kindersterblichkeit bis auf 44 % stieg.
Die Regierung in Rom setzte daraufhin eine drastische Maßnahme durch.
Sie ließ die Sassi in Matera komplett räumen, so dass das gesamte Gebiet als Wohnungen ausgedient hatte.
30.000 Menschen wurden in den 50-iger Jahren in moderne Wohnungen zwangsumgesiedelt. Dafür entstanden Hochhäuser, die das Bild auch heute noch verschwanden.
Bis 1968 war die Umsiedlung abgeschlossen und die Grotten verfielen. Kinder nutzten das Gelände – unerlaubterweise - als Abenteuerspielplatz.
Erst 1986 wurden die Sassi wiederentdeckt und unter Denkmalschutz gestellt.
In den 1990-er Jahren begann die Restaurierung und es entstanden Restaurants, Museen, B&B, Künstlerwerkstätten und Hotels in den Sassi, so dass es heute möglich ist, das Lebensgefühl von einst unter modernen Umständen nachzuempfinden.
Aus dem Netz:
"Matera zählt heute ca. 60.000 Einwohner, wovon derzeit (Stand 2017) ca. 2000 in den Sassi wohnen. Einige der Sassi stehen noch leer und warten auf Investoren. 80 % der Sassi sind Eigentum der Stadt Matera und können langfristig gepachtet werden. Nur 20 % der Grotten sind noch in Privatbesitz. Dies betrifft nur die Grotten, deren Besitzer von 1953 ihr Eigentum behalten hatten und die neue Wohnung selbst bezahlt hatten."
Nachdem ich mehr Stufen gestiegen bin, als je in meinem Leben vorher, musste noch ein Geocache gefunden werden. Dann habe ich die Dicke auf die andere Seite des Tals gefahren.
Das ganze Tuffgestein ist durch den Fluss, der mitten durch fließt erst entstanden.
Aber erstmal gab es was zu futtern. In einer Markthalle habe ich todesmutig einen Tintenfisch erstanden. Eine Premiere.
Der wanderte mit Semmlbrösel und Olivenöl, Knofi und getrockneten Tomaten in eine Pfanne. Dazu Spaghetti... was sonst?