Toller Trulli
Toller Trulli

Heute ist Dreikönigs Tag. Heute werde ich diesem tollen Trulli den Rücken kehren und weiter ziehen, zu neuen, anderen Trullo.

Ich bin gerne bei Menschen, die ich mag, aber nach ein paar Tagen fängt es wieder an zu kribbeln. Dann schlafe ich schlecht und weiss, ich muss weiter ziehen. Und wenn ich dann in der Dicken sitze, Gas gebe und losfahren, dann stellt sich bei mir eine unbändige Freude ein, die ganz tief unten aus dem Bauch kommt. Dann muss ich immer laute Freudenschreie ausstoßen. 

Der liebe Götz hat meine Billardkugeln vom Dach geholt. Jetzt kugelt nichts mehr über meinem Haupt, wenn ich in die Kurven gehe. Eigentlhich schade, hätte mich richtig dran gewöhnt. Jetzt sind eben griechische Billardtannenzapfen in Apulien gelandet.

Ich habe schon in aller Frühe mein Zeug zusammen geräumt, Wasser aufgefüllt und die Lebensmittel verstaut. 

Locorotondo
Locorotondo

Wer kennt einen Ort mit fünf gleichen Vokale. LOCOROTONDO in Apulien. Ist mir schon bei der Herfahrt vom Hafen Bari aufgefallen. Das Wort rollt einem wie Musiknoten im Mund rum.

Und heute ist also Dreikönigs Tag. 

Aber nicht in Italien. Zu der Geschichte habe ich einen wunderbaren Text gefunden und darf ihn hier auch zitieren.


Von Antonio Perrotta:


(Zitat Anfang) 


#WusstenSiedass....


...in Italien der 6. Januar der eigentliche Tag der Bescherung ist?


In Deutschland zieht am 6. Januar der Alltag wieder ein, sprich der Weihnachtsbaum wird entsorgt, der ganze Weihnachts-Krimskrams wird eingepackt, und ein jeder wird sportiv, um die zusätzlichen Kilos, die man während den weihnachtlichen Essgelagen zugenommen hat, verschwinden zu lassen. 


In Italien reitet in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar La #Befana, eine Hexe, auf ihrem Besen von Haus zu Haus und verteilt Geschenke an die Kinder. 


Die Nacht vor dem Dreikönigstag – La notte dell'Epifania – ist in Italien fast so wichtig wie Weihnachten selbst: 


Kinder von Palermo bis Bozen hängen am Kamin Strümpfe auf und hoffen auf kleine Geschenke sowie „dolci“. War ein Kind allerdings während des vergangenen Jahres ungezogen, füllt die fliegende Hexe den Strumpf mit Kohle.


Nach einer alten Tradition bedeutet das Eintreffen der #Befana das Ende des alten Jahres und den Beginn des kommenden. 


Der Name #Befana leitet sich vom christlichen Fest Epiphanas (ἐπιφάνεια) ab. Dieses griechische Wort bedeutet „Erscheinung des Herrn“ und bezieht sich auf die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi.


Spitznamen für #Befana im Italienischen sind La Vecchia (die Alte) oder La Strega (die Hexe). 


Die Legende sagt, dass die drei Könige, auf dem Weg nach Betlehem, wo sie Gold, Weihrauch und Myrrhe dem Kind Jesus darbringen sollten, an die Tür der #Befana klopften, um um Hinweise zu bitten. 


Die #Befana zeigte ihnen den Weg, aber sie weigerte sich, mit ihnen das Kind zu besuchen. Dann bereute sie ihre Entscheidung und versuchte, die Könige wieder zu erreichen, aber sie konnte sie nicht finden, weil der Stern von Bethlehem nicht mehr zu sehen war.

 

Seither irrt sie jedes Jahr in der Nacht vom 5. zum 6. Januar umher, klopft an jede Tür, um das Christkind zu finden. Dabei verteilt sie an die Kinder die Geschenke und hofft, dass ihr Fehlen beim Jesuskind nicht getadelt wird. 


Das Epiphaniasfest ist allerdings auf heidnische Glücksrituale zurückzuführen, die mit den landwirtschaftlichen Jahreszyklen verbunden waren. Rituale, die später von den Römern übernommen wurden und zwischen der Wintersonnenwende (21. Dez.) und dem Feiertag Sol Invictus eingefügt wurden.


Während dieser 12 Tage nach der Sonnenwende glaubten die Römer, dass weibliche Personen auf die angebauten Felder flogen um sie fruchtbar zu machen.


Naja. Wahr ist, dass 12 Tage nach der Wintersonnenwende man den Tod und die Wiedergeburt der Natur feierte.


Die Darstellung der #Befana als alte Frau hat im italienischen Volksglauben jedenfalls nur symbolischen Charakter. Am Ende dieser weihnachtlichen Wintertage gehörte es zu den Riten, eine Puppe zu verbrennen oder zu zersägen und sich damit von alten Lasten zu befreien. Auch sollten die alten abgetragenen Kleider, die die Puppe trug, mit verbrannt werden.

 

Diese Zeremonie ist als „Brusa la vecia“ oder „Roghi delle Befane“ unter anderem in Bologna oder in Verona und als „sparo del Pupo“ in Gallipoli bekannt. Viele Gemeinden und Provinzen haben dabei ihren eigenen Kult. Die Gaben, die die Hexe bringt, dienen dabei als versöhnlichen Wert für das neu angefangene Jahr. (Zitat Ende) 



Der Ort klebt irgendwie auf einer Anhöhe und mir scheint, alle Italiener sind auf den Beinen. Der Parkplatz ist gerammelt voll und ich stelle die Dicke typisch italienisch ab: auf lauter weissen Streifen, voll neben der Spur. Übernachten kann ich hier jedenfalls nicht. Zu voll, zu eng, zu schräg.



Ich habe viele Fotos gemacht und lass die mal hier für sich sprechen... 

Eine Schöne hinter Gittern
Eine Schöne hinter Gittern

Ein paar Geocaches führen mich an verschwiegene Orte mit wunderbaren Aussichten.

Ein Kuxustrulli
Ein Kuxustrulli

Irgendwie wurschtel ich mich aus dem Parkplatz wieder raus. Entgegen der Fahrtrichtung und aus der Einfahrt, statt aus der Ausfahrt, weil es einfach gar nicht anders geht. Alles viel zu eng zugeparkt. Aber man lässt mich und ich muss fast gar nicht hupen. 😂

Ingrid hat inzwischen meinen kleinen Abschiedsgruss gefunden.
Ingrid hat inzwischen meinen kleinen Abschiedsgruss gefunden.

Weiter geht es Trulli kucken. Die Hochburg der Trulli ist das Städtchen Alberobello. Dort kämpfe ich dann fast eine Stunde mit dem dämlichen Parkautomaten, bis der endlich das richtige Ticket ausspuckt. Erst nimmt er keine Scheine, dann finde ich die Rubrik Tageskarte für Camper nicht, weil das blöde Teil kein Deutsch spricht und ich kein Italienisch. Endlich, mit Passantenhilfe, habe ich den Parkzettel an der Windschutzscheibe kleben und kann mir das Städtchen ansehen.

Auch hier ist wieder alles unterwegs, was Beine hat. Familien machen Picknick im Park, auf den Mauern und im Stehen. Und lassen Ohren Müll liegen!

Von drei Caches mache ich zwei erfolgreich, einer ist offenbar weg.

Alberobello ist wunderschön weihnachtlich geschmückt. Alle Geschäfte sind offen. Die Kinder kriegen Ziehtiere (die Kalle irritierend findet) gekauft und kleine Hokzpfeifen. Es werden viele. Dinge verkauft, die offensichtlich handgearbeitet sind.

Ich habe jetzt auch einen Trulli. Er hängt am Kühlschrank. 

Hier noch ein paar fotografische Eindrücken. Ein Teil der Fotos sind von Ingrid Müller. 


Trulli-Zipfelmützen, soweit das Auge reicht.
Trulli-Zipfelmützen, soweit das Auge reicht.

Alberobello ist die Hochburg der Trulli.

Sie sind vereinzelt – oder kleine Gruppen bildend – über das gesamte Itria-Tal verstreut.

Sie sind bereits seit 1996 Unesco-Weltkukturerbe und gelten als Wahrzeichen der Region. Aber die meisten gibt es hier, hier in Alberobello.

Viele Trulli haben geheimnisvolle Zeichen auf dem Dach und auch das Abschlussteil, das ganz oben auf das Steinhütchen kommt hat eine bestimmte Bedeutung.

Meist handelt es sich um christliche Symbole, wie zum Beispiel das durchbohrte Herz Marias. Aber auch heidnischen Symbole gibt es zu sehen. Dazu die Tierkreiszeichen und Einladungen zum Nähertreten. Traditionell wurden sie als Zeichen gegen den bösen Blick auf die Dächer gemalt und sollten die Bewohnern vor Unglück schützen.

Mehr dazu kann man im Netz nachlesen. 



Weihnachtsschmuck
Weihnachtsschmuck
Hauswandprojektionen
Hauswandprojektionen

Auf diesem Platz bleibe ich heute über Nacht. Ist etwas unruhig noch, Autos kommen und gehen, aber das wird auch nachlassen, je später es wird.