Das Forum in Pompeji
Das Forum in Pompeji

Heute ist ein Museumstag. Wer Strelecki kennt, weiss, was ich meine. Und es ist wortwörtlich einer und im übertragenen Sinn.

Seit ich das erste Mal davon gehört bzw. gelesen habe, wollte ich dorthin.

Nach Pompeji.


Von Salerno ist das etwas über eine Stunde Fahrzeit, allerdings von einem Schlagloche ins andere. Manche Aufbrüche sind so tief, dass die Dicke einen Schlappen drin versenken kann. Aber das ist der Preis, wenn man ohne Maut fahren will. 


Heute ist in Italien wieder Schulbeginn, so dass es keine Wohnmobile auf den Straßen mehr gibt. 


Nur noch mich! 😁

Straße in Pompeji
Straße in Pompeji

Direkt gegenüber dem Eingang zur Ausgrabungsstätte liegen mehrere Campingplätze. Auf einem stehe ich. Ganz alleine.

Es gibt keine Plätze, auf denen man frei stehen kann, die auch nur annähernd in erreichbarer Nähe vom Gelände sind. 

Also heute mal mit Strom aus der Leine und heißem Wasser aus Hahn 20 Meter weg. Dafür bewacht und zwischen lauter Orangenbäumen. 

Im Hintergrund der Vesuv
Im Hintergrund der Vesuv

Die ausgegraben Stadt Pompeji ist Alltag von vor 2000 Jahren und kein einmaliges Meisterwerk, wie man es aus Museen kennt. Genau das macht seinen Reiz aus. Genau das fasziniert mich.


Der Vesuv ist mit Schnee bedeckt und man merkt ihm gar nicht an, welche Bedrohung er sein kann. Er gilt nach wie vor als aktiver Vulkan und ist letztmalig 1944 ausgebrochen.

Es gibt eine schriftliche Zeugenaussage vom August 76 n. Ch. und schildert den Untergang von Pompeji, wie es in der Neuzeit ausgegraben wurde.

Dabei hatte sich die Stadt noch gar nicht so richtig von einem Erdbeben 62 vor Ch. erholt. 


Heute würde man sagen: ein Imbiss
Heute würde man sagen: ein Imbiss

Beim Vulkanausbruch flüchteten von den 15.000 Einwohnern nur wenige. Die meisten suchten Schutz in den Kellern und fanden den sicheren Tod.

Das Brot blieb im Ofen, der Tisch gedeckt, die Töpfe auf dem Herd und das Geld in den Kassetten. 

Und das blieb dann 1.600 Jahre so.


Die Bewohner von Pompeji hatten in ihren Häusern lediglich kleine Küchen oder einfache Kochstellen. Gegessen wurde außerhalb. Das diente nicht nur der Nahrungsaufnahme. Es hatte auch einen sozialen Hintergrund.

Informationen wurden ausgetauscht, Ränke geschmiedet, Politik gemacht und Werbung. 

Amphoren für Vorräte
Amphoren für Vorräte

Im Frühjahr 1748 fanden die ersten Ausgrabungen statt. Bis heute sind ungefähr 2/3 der Stadt ausgegraben und da der Erhalt der bereits ausgegrabenen Teile sehr schwer ist, konzentriert man sich auf die Erforschung der bisherigen Funde.


Ein Geocache, bei dem der Backofen im Hintergrund eine grosse Rolle spielt
Ein Geocache, bei dem der Backofen im Hintergrund eine grosse Rolle spielt
Mosaikfussboden
Mosaikfussboden

1942/43 fielen Bomben auf Pompeji und zerstörten auch Teile der Ausgrabungen. 

Die Erforschung wurde 1949 wieder aufgenommen.


Die zahlreichen Fresken und vor allem die Mosaike lassen natürlich mein Herz höher schlagen. 

Viele Entdeckungen wurden bei den ersten Ausgrabungen entfernt und sind jetzt im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel ausgestellt. 

Erst später hat man diese Dekorationen in den Häusern belassen und versucht sie so gut wie möglich zu schützen. Das ist nicht einfach, wenn Ströme von Besuchern sich jedes Jahr auf das Gelände ergiessen und überall herumtrampeln.

Fischbecken
Fischbecken

Immer wieder stößt man auch auf erotische Darstellungen. Es gab 'Freudenhäuser' in denen Sklavinnen und durchaus auch Sklaven zur Prostitution gezwungen wurden. Da war man gar nicht zimperlich.

Die Darstellung eines Kerls mit riesigen Penis direkt an der Eingangstor soll vom Reichtum der Hausbesitzer künden.


Frivole Zeichnungen zieren so manche Räumlichkeit, nicht nur im Bad oder im Puff, auch in Privathäusern.


Und sogar öffentlich auf der Straße. 


Auf der Hauswand aussen wurde auch schon mal mit einem Graffiti für die erotische Dienste der Sklavin Eutychis geworben, die man für zwei Asse beglücken konnte.

Warum die Steine nicht mal hochkant?
Warum die Steine nicht mal hochkant?
Fußbodenmosaik
Fußbodenmosaik

Die winzigen Steinchen, die für Mosaike benutzt wurden sind typisch für den römischen Stil. Auch nach so vielen Jahrhunderten sehen die Fußböden frisch und beeindruckend aus. Als wären sie gerade erst entstanden.

Und wie fantasievoll sie eingesetzt wurden!

Von ganzen Geschichten, die erzählt werden zu ganz schlichten Mustern, die fast aussehen wie Teppiche.


Mosaik Boden im Haus des Kryptoportikus
Mosaik Boden im Haus des Kryptoportikus
cave canem - Hüte dich vor dem Hund
cave canem - Hüte dich vor dem Hund

Das Haus des tragischen Dichters kennt kaum jemand, aber das Hundemosaik ist weltberühmt, das im Eingangsbereich zu sehen ist. 

cave canem - Hüte dich vor dem Hund! 

Ein Kind
Ein Kind

Bahnbrechend war die Entdeckung  von Hohlräumen in manchen Häusern, aus denen dann Knochen entnommen wurden. 

Der Archäologe Giuseppe Fiorellis kam auf die Idee, bei Entdeckung solcher Hohlräume die Arbeiten sofort zu stoppen und die Hohlräume mit Gips auszugiessen. So erhielt man die naturgetreue Abbildung von Menschen in der Stunde ihres Todes.


Daher weiss man auch, dass sich die Menschen versucht haben zu schützen. Hohe Herrschaften wurden genauso wenig verschont, wie Sklaven, noch mit Ketten um die Fussgelenke.

Der Ascheregen hat sie alle unter sich begraben und erstickt, dann kam der Bimssteinregen, die Druckwelle, die Lava. Es gab kein Entkommen. 


Bäuerliche Plünderer, die in die hochherrschaftliche Häuser eingebrochen sind, als die Bewohner die Flucht ergriffen hatten, hat es genauso erwischt, wie die sieben Kinder in einem Weinkeller, die 14 Bewohner des Hauses von Julius Polibius. 

In einem Garten wurden die Mitglieder eines ganzen Haushalts gefunden, die im Gänsemarsch, einer hinter dem anderen, auf der bereits 3,5 m hohen Asche liefen. Zwischen Herren und Sklaven konnte nicht unterschieden werden. Männer, Frauen und Kinder starben, als eine neue pyroklastische Welle, sie alle traf und sie in einen scheinbar ewigen Schlaf fielen. 

Die mit Gips ausgegossenen Hohlräume der Wurzeln der verbrannten Bäume gaben Aufschluss über die Vegetation. In einigen Häusern wurden daraufhin die Gärten frei gelegt und entsprechend bepflanzt. 

Nachtrag. 

Ich habe den Blogeintrag gestern etwas aprupt beendet und möchte hier noch was ergänzen.

Mir ist völlig rätselhaft, warum hier in diesem Vulkangebiet, direkt unter dem Vesuv, der so verheerend schon gewütet hat, wieder so eine oder mehrere grosse Städte entstanden sind. Wenn der Berg jemals wieder so ausbricht, wie 76 nCh. Dann gibt es Millionen Tote. Es ist völlig unmöglich Pompeji, Neapel und die Orte drumherum rechtzeitig zu evakuieren. Das ginge gar nicht. Schon wegen dem nicht vorhandenen Verkehrskonzept.

Haben die Leute vergessen, was hier passiert ist? Ist es Ihnen egal? Glauben Sie, wie die Pompejianer, dass sie im Keller Schutz finden würden und sie davon kämen? 

Für mich wäre das gar nichts.