Holländischer Wanderparkplatz
Holländischer Wanderparkplatz

Niemand interessiert sich für ein deutschen Wohnmobil. Ich bin unsichtbar. Tag und Nacht. 


Heute habe ich noch ein anderes WoMo gesehen. Holländer. Mitten im Wald. Kann also nicht so wild sein mit der Ahndung für Freisteher. Also sehe ich das ab jetzt auch ganz entspannt. 

Am Abend stehe ich vor einem Schloss. 


Schleuse
Schleuse

Aber der Reihe nach:


Gleich um die Ecke ist eine grosse Schleuse im Nationalpark Reundersmeer. Kalle und ich kucken uns das an, fischen ein bissl mit dem Magneten, aber es ist saukalt und der Wind pfeift. Aber immerhin, nach einer Weile kommt die Sonne raus. Gefangen haben wir nix. 




Hier heißen die Orte Knickerbocker, die Stassen haben viele Vokale, besonders 'u' und 'o' und die Bäume in den Vorgärten sind an strengen Spalieren gezogen.


Leider ist der wunderbare Schlossgarten in Arcen verschlossen und ich schmeisse ein paar Mal meinen Magneten in den Schlossgraben. Fische aber im Trüben.


https://www.kasteeltuinen.nl/nl/


Schloss Arcen
Schloss Arcen

Nach einigem Zögern, bei dem das Wetter immer schöner wird, wuchte ich mein Fahrrad vom Ständer und mache uns startklar. Kalle darf hinten in die Box, solange wir Straße fahren. Im Wald muss er hinter mit her flitzen, mit seinen kurzen Beinchen. Das ist ihm lieber, als die blöde Box. 

Wir folgen dem Radweg am unvollendet Kanal 'Fossa Eugeniana' und suchen Dosen. 

Kalle im Knast
Kalle im Knast

Das muss man sich mal vorstekken: dieser ganze Kanal war eigentlich eine Bösartigkeit. 

Die Fossa Eugeniana ist ein unvollendeter Kanal zwischen Rhein und Maas. Der Bau wurde 1626 begonnen, die noch sichtbaren Reste werden vom Denkmalschutz erhalten. Seine Breite beträgt etwa 4,3 m (soweit noch feststellbar), seine Länge fast 50 km.

Der Kanal war im Spanisch-Niederländischen Krieg dazu gedacht, die damals zu Spanien gehörigen, aber abtrünnigen niederländischen Provinzen vom gewinnbringenden Handel auf dem Rhein abzuschneiden. Es sollte kein weiteres Geld in deren Kriegskassen gebracht werden.


In einer zweiten Stufe war geplant, den Kanal bis zur Schelde auszubauen, so dass der Zugang vom Rhein zur Nordsee ohne die Benutzung des unteren Rheinabschnittes möglich geworden wäre. Es gab sogar Überlegungen, den gesamten Rhein in ein neues Bett zu verlegen, um die Häfen Amsterdam und Rotterdam in die Bedeutungslosigkeit fallen zu lassen.


Der Kanal war von Anfang an auch als Verteidigungswall der Spanier gegen die Niederländer gedacht, und so wurden in regelmäßigen Abständen 24 bastionierte Schanzen errichtet. Allerdings war der Schutz nicht ausreichend und nach mehreren, teilweise erfolgreichen Überfällen der Niederländer wurde der fast schon vollständige Bau aufgegeben.


Geplant wurde der Kanal unter der damaligen spanischen Regentin in Brüssel, Isabella Clara Eugenia, Tochter Philipps II. von Spanien, nach der er auch benannt wurde. Die technische Leitung lag vermutlich in den Händen von Giovanni di Medici, ebenso beteiligt (evtl. zum militärischen Schutz?) war der Marquis Spinola.


Unter der Leitung des damaligen Statthalters des Oberquartiers Geldern, Heinrich von dem Bergh, wurde der Bau mit großem Eifer begonnen. Der erste Spatenstich erfolgte am 21. September 1626. Bald waren bis zu 8000 Arbeiter am Werke. Schon im November waren die Schanzen aufgeworfen und der Kanal von Rheinberg bis Geldern bereits so weit, dass er Wasser führte.


Am 17. Juni 1627 traf Isabella Clara Eugenia in Roermond ein, um von dort in den nächsten Tagen den Verlauf der Fossa Eugeniana von Venlo über Straelen nach Geldern zu besichtigen.


Während des Baus der zweiten Hälfte kamen Schwierigkeiten auf. Technische Probleme, die schon erwähnten Überfälle der niederländischen Truppen und finanzielle Probleme der Spanischen Krone, zu denen unter anderem die Kaperung der Silberflotte 1628 beitrug, ließen das Projekt stocken. 1629 wurden die Arbeiten dann vorläufig eingestellt.


Spätestens durch die Einnahme von Venlo 1632 und Rheinberg 1633 durch die Niederländer unter Friedrich Heinrich entfiel schließlich auch der ursprüngliche Grund für den Bau der Fossa Eugeniana.

Heute nutzen Gemüse Bauern den fruchtbaren Grund des Kanals an den Stellen, an denen er kein Wasser führt. Die Wälle bieten Windschutz und in der Kanalsenke hält sich die Sonne Wärme länger.


Der Kanal
Der Kanal

Holland gilt ja als Nation der Camper und Radfahrer und das mit dem Radeln kann ich nur bestätigen. In keinem Land der Welt, das ich bisher bereist habe, ist das Radwegenetz so ausgebaut wie hier. Die Radweg sind breit und rot gekennzeichnet. Einbahnstraße dürfen von Radfahrern in der Gegenrichtung befahren werden. Es gibt extra Überwege für Radfahrer.

Niemand trägt eine Helm und auch die Kinder haben keine stylischen Mountainbikes sonder bequeme Zweiräder mit hohem Lenker und grossem Korb vorne. 

Es ist das erste Mal, dass ich froh bin, das e-bike mitgenommen zu haben. 

Ich weiss zwar im Moment noch nicht, wie ich das schwere Teil wieder zurück auf den Fahrradträger wuchte soll, runter hilft die Schwerkraft, aber das findet sich.

Ich darf nur nicht vergessen, dass es hinter der Dicken angekettet steht... 🙄