Kloster Arkadia
Kloster Arkadia

Durch das Arkadital mit seinen Schluchten und der gut ausgebauten Straße habe ich mich gestern dem Kloster genähert. Es ist der selbe Weg, den damals, 1866 die Türken und Albaner genommen haben, nur vermutlich auf Trampelpfaden. Ein ungemein beschwerlicher Weg mit Waffen, Proviant und Ausrüstung und niederen Beweggründen im Gepäck.

Es gibt im Netz viel Information über das wichtigste Heiligtum der Kretaer, das brauche ich hier jetzt nicht niederzuschreiben.

Ich habe jedenfalls offenbar gut bewacht auf dem grossen Parkplatz geschlafen. Später hat mir der Klostermitarbeiter an der Kasse erzählt, dass es normal ist, wenn die Polizei hier oben Streifen fährt, um Einbrüche und Schändungen mit ihrer Präsenz zuvor zu kommen. Also lag ich schon richtig damit, dass diese Notruf Geschichte ein Vorwand war, um mich aus dem Kreis der potentiellen Klosterschänder und Ikonendiebe auszuschließen. 

Geocache beim Kloster
Geocache beim Kloster

Ich habe ja jetzt schon fast 3000 Geocaches gefunden, aber soetwas habe ich noch nie gesehen! Häufig sind Caches, besonders hier in Griechenland, ungepflegt, nass oder beschädigt. Das liegt meist daran, dass die Eigner dieser Dosen gar nicht auf Kreta wohnen und daher auch keine regelmäßige Wartung durchführen können. Das kenn ich schon. Da bilden sich in den Dosen ganz eigene Biotope mit Feuchtigkeit, Schimmel und Mulchzeug. Aber eine gekeimte Eichel hatte ich noch nie! 🤣🤣

Ich habe mir erlaubt, sie in die Erde zu setzen. 


Das Beinhaus in der alten Mühle mit den Gebeine der 1866 im Holocaust umgekommenen.
Das Beinhaus in der alten Mühle mit den Gebeine der 1866 im Holocaust umgekommenen.

Es gibt genug Schriftliches über das Kloster und auch haufenweise Bilder. Mich haben die meist unbeachtet Kleinigkeiten interessiert. Ich war die einzige Besucherin und hatte damit wirklich Glück. Als ich Abfuhr bog gerade ein voller Reisebus in den Hof ein.

Schon beim Betreten der Kloster Anlage hatte ich das Gefühl die schrecklichen Geschehnisse, die sich dort abgespielt haben, zu spüren. All die Angst der vielen Frauen aus dem Dorf, die sich mit ihren Kindern hier her geflüchtet haben, um der Willkür, den Vergewaltigungen und der Sklaverei der Eroberer zu entkommen. Die Kampfschreie, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit die diese Mauern gesehen haben, muss unbeschreiblich sein. Ich stehe in dem Innenhof und habe das Gefühl das alles zu fühlen, zu hören und nicht lange aushalten zu können.

Gleichzeitig ist in der Kirche, die in der Mitte des Innenhofes steht, eine absolute Ruhe und Friedlichkeit. Ich stelle mich mitten rein und singe ein bisschen. Das ist so eine tolle Akustik. Man muss langsam singen, damit der Schall Zeit hat, sich auszubreiten. Dadurch schöpfen ich wieder Kraft. Zwei Kerzen für zwei liebe und wichtige Männer, die meine Familie dieses Jahr gehen lassen musste, zünde ich an.

Es ist eine ökumenische Kirche, auch wenn sie als orthodoxisch katholisch bezeichnet wird. Jede Religion ist willkommen. Und so unterschiedlich sind sie sowieso nicht. 


Zwei Kerzen für Ralf und Jens
Zwei Kerzen für Ralf und Jens
Die Pulverkammer
Die Pulverkammer

Am 9.November 1866 haben sich alle Frauen und Kinder und die restlichen überlebenden männlichen Kämpfer in diesem Pulverkeller versammelt und abgewartet bis möglichst viele osmanische Krieger vor der Tür standen u d sich dann selbst in die Luft gesprengt. Das Gebäude ist das einzige, was so belassen worden ist. Dieser kollektive Selbstmord hat ganz Europa erschüttert und der Freuheits- und Unabhängigkeitsbewegung Auftrieb gegeben, was letztendlich zur Unabhängigkeit Kretas und zum Anschluss an Griechenland geführt hat. 

Der Innenhof hinter der Kirche
Der Innenhof hinter der Kirche
Bestickte Gewänder
Bestickte Gewänder

Zu meinem Erstaunen haben die Mönche ihre Gewänder und sakralen Utensilien selber bestickt. Sie haben es dabei zu ungeheurer Fertigkeit gebracht. Soweit ich weiss, war es früher üblich, dass in Nonnenklostern von den Frauen solche Arbeiten erledigt wurden. Nicht so in Griechenland. 

Eine Locke von einer Frau, die während der Kämpfe getötet worden ist. Gefunden in den Ruinen der Abbey
Eine Locke von einer Frau, die während der Kämpfe getötet worden ist. Gefunden in den Ruinen der Abbey
Küchenutensilien
Küchenutensilien

Auch heute leben noch sieben Mönche in diesem Kloster, das auch internationale Begegnungsstätte ist. Ich kann nur hoffen, dass ihre Zellen inzwischen Heizung und warmes Wasser haben. 

Der Speisesaal
Der Speisesaal
Kapelle
Kapelle
Aphrodite und Pan
Aphrodite und Pan

Dem Archäologischen Museum habe ich auch einen Besuch abgestattet. Es liegt nur 15 Kilometer vom Kloster entfernt in Eleftherna. Kreta ist ja im Grunde eine ganze grosse Ausgrabungsstätte. Inzwischen haben sich die Schilderungen von Homer in der Ilias als durchaus real erwiesen und dafür wurden auch Belege gefunden.

Auch dazu gibt es reichlich Infos im Netz. Bei der Ausstellung bin ich nicht so recht mitgekommen, da mir die Fachausdrücke auf Englisch nicht so geläufig sind. Trotzdem ungeheuer spannende Exponate. Da würde ich gerne mal mit meinem Metalldetektor rumpfuschen.

Hier wird es eng
Hier wird es eng
Panorama
Panorama

Über das Töpferstädtchen Margarita bin ich wieder runter zur Küste.

Und da dürfte ich dann den Albtraum jeder Wohnmobil Fahrerin erleben. 


Ich stand plötzlich vor einer einspringen Metallbrücke mit lediglich 2,50m zugelassener Höhe! Na lustig! 

Hinter mir alles dicht, vor mir keine Wendemöglichkeit. Ein steter Strom von Fahrzeugen und überhaupt alles eher einspurig.

Ich habe dann mich total den Einheimischen angepasst. Hupen und Rückwärtsgang gnadenlos. 

Ein netter Fahrer, der mir entgegen kam, wies auf eine Nebenstraße und macht Zeichen, dass ich da lang fahren könnte, um den Fluss zu überqueren.

Ich also schön langsam immer weiter rückwärts, in der Hoffnung, dass sich alle hinter mir verkrümeln. Haben sie auch! 😁💪

Dann auf die Nebenstrecke abgebogen. Da standen die Olivenbäume ordentlich dicht und haben fleissig an meinen Solaroaneken gekratzt. Ätzendes Geräusch!

Die Straße war mies, zum Teil in den Fluss abgerutscht und ausgehöhlt. Und dann kam eine neue Brücke. Und da habe ich angefangen zu lachen. Das mache ich immer, wenn er so richtig heikel wird. Habe ich von meinem Vater. Der hat in besonders brenzlichen Situationen auch immer angefangen zu lachen. 

Die 'Brücke', fast kann man sie nicht so nennen, war ein Betonsteg so breit wie mein Radstand. Und sie durfte, laut einem Schild, bei Hochwasser nicht befahren werden. Na wenigstens das blieb mir erspart. Das Wasser war hoch, aber nicht so hoch!


Das Ziel einer Reise ist nicht nur anzukommen, sondern auch der Weg dorthin. 

Die 'Brücke'
Die 'Brücke'
Die 'Brücke' aus dem Heckfenster
Die 'Brücke' aus dem Heckfenster
Suchbild
Suchbild

Irgendwann war ich dann wieder auf der Hauptstraße und erleichtert.


Inzwischen muss ich meine Meinung über die App 'park4night' revidieren. In Deutschland hatte ich damit keine so guten Erfahrungen gemacht. Hier in Griechenland ist das anders. Da die Geocaches eher rar gesäht sind und Angaben zu Parkplätzen meist fehlen oder ungeeignet sind, habe ich der 'park4night' App eine neue Chance gegeben und siehe da, die Tips sind ganz brauchbar.


Für die kommende Nacht bin ich auf einem Schotterplatz in der Nähe vom Hafen in Heraklion gelandet. Ich habe freie Sicht aufs Meer und hier parken sonst wohl nur Anwohner. Auf der einen Seite sind Häuser und auf der anderen das Meer mit dazwischen einer im Bau befindlichen Uferpromenade. Da ist alles abgesperrt und es läuft niemand vorbei. 

Ab und zu kommt ein Flugzeug, weil der Airport in der Nähe ist, aber das ist mir egal. Spät abends fahren die grossen Fähren langsam an mir vorbei.